Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 037.jpg

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Erlösung einer verzauberten Jungfrau u. a. Auf ein Mädchen übertragen ist es in einer schweizerischen Fassung bei Zingerle (ZfdMyth. 4, 151 = Sagen 1859 S. 450 = Märchen 1², 248 nr. 47 ‘Das Totenköpflein’), wo der Totenkopf sich morgens in eine Jungfrau verwandelt und dann als Taube davonfliegt, auf eine Frau in einer niederländischen (Volkskunde 7, 128 ‘De drie geesten’), einer französischen (Revue des trad. pop. 18, 335 ‘Le château hanté’). Vgl. die Bemerkungen von Cosquin, Rittershaus, Singer.

Übrigens kommt in einer isländischen Erzählung ein ähnlicher Charakter vor. Hreiðar ist auch ein solcher scheinbarer Tölpel, der nur wünscht einmal zu wissen, was Zorn ist, und es auch erfährt (Morkinskinna utg. af Unger 1867 S. 35. Fornmannasögur 6, 200. 1831 = Thórleifr Jónsson, Fjörntin Íslendinga-þættir 1904 S. 144. Dänisch von P. E. Müller in Det skandinaviske Litteraturselskabs Skrifter 1816–1817, S. 208–233).


5. Der Wolf und die sieben jungen Geißlein. 1856 S. 15.

1812 Nr. 5: aus der Maingegend. Später stilistisch umgeformt.

In Pommern soll es (nach dem wohl vor 1815 erhaltenen Bericht der Frau Henriette Hendel-Schütz. Steig, ZfdPh. 29, 204) von einem Kinde erzählt werden, das, als seine Mutter fortgegangen ist, von dem Kindergespenst, ähnlich dem Knecht Ruprecht, verschlungen wird. Aber die Steine, die es mit verschlingt, machen das Gespenst so schwer, daß es zur Erde fällt und das Kind unversehrt wieder herausspringt. In einer hessischen Sage[WS 1] aus Verna bei H. v. Pfister (Sagen und Aberglaube aus Hessen 1885 S. 58) ist es ein Werwolf, der abends an dem einsamen Häuschen anklopft, wo die sieben Kinder ihrer Mutter harren. Das älteste fragt, wer da sei, vernimmt aber keinen verständlichen Laut und verlangt die Hand zu sehen; da steckt der Werwolf unter der Tür seine dunkle Pfote herein. ‘Nein, das ist keine Hand’, sprechen die Kinder, ‘eine Hand ist ja weiß’. Nun läuft der Werwolf zur Mühle und wälzt sich im Mehle, findet im Häuschen Einlaß, verschlingt sechs Kinder und schläft ermattet ein. Die heimkehrende Mutter hört von dem übriggebliebenen Kinde, was geschehen, und schneidet dem Unholde

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Lage
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)