Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 138.jpg

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19. De Fischer un sine Fru. 1856 S. 28.

1812 nr. 19. Zusammen mit nr. 47 ‘Machandelboom’ von dem aus Wolgast gebürtigen Maler Philipp Otto Runge († 1810) in pommerscher Mundart aufgezeichnet und 1806 an den Heidelberger Verleger des Wunderhorns J. G. Zimmer gesandt.[1] Die Brüder Grimm erhielten das Märchen 1809 durch Achim von Arnim, der es auch an F. H. v. d. Hagen mitteilte. Gedruckt ward es 1812 zweimal, zuerst in Büschings Volkssagen, Märchen und Legenden S. 258 nr. 58 ‘Von den Fischer un syne Fru’ nach v. d. Hagens Abschrift und dann in der Grimmschen Sammlung, hier aber, wie Steig im Archiv für neuere Sprachen 107, 286 sorgfältig nachweist, mit verschiedenen durch den Berliner Verleger Georg Reimer vorgenommenen Veränderungen. Nachdem dann 1840 in Runges durch seinen Bruder Daniel herausgegebenen Werken (1, 430; vgl. 1, 185. 2, 361. 415) das Märchen ‘meist, doch nicht vollständig dem Hamburgischen Dialekte anbequemt’ erschienen war, ist dieser neue Text in die Grimmschen Märchen übernommen worden.[2] Daß es auf die Zeitgenossen einen starken Eindruck machte, beweist neben verschiedenen brieflichen Äußerungen die Tatsache, daß Arnim es zweimal in seiner Päpstin Johanna (Werke 19, 68. 357) verwandte[3] und daß 1814 in Berlin ein Abdruck ‘Von einem Fischer und seiner Frau. Eine moralische Erzählung’ (14 S. 8°) erschien, der als Biographie des gestürzten Napoleon viel gekauft und gelesen wurde. Es erscheint nützlich, Büschings Text als den ursprünglichsten durch einen Abdruck allgemeiner zugänglich zu machen:

Dar was mal eens een Fischer un syne Fru, de wahnten tosahmen in’n P-pott, dicht an de See, un de Fischer ging alle Dage hen un angelt. So ging, un gin[g] he hen, lange Tyd.

Dar satt he eens an ’n See by de Angel un sach in dat blanke Water, un sach un sach jümmer an de Angel; dar ging de Angel to Grunde deep ünner, un as he se heruttrekt, so haalt he eenen grooten Butt herun [l. herut]. Dar sed de Butt to em: ‘Ik bid dy, dat du my


  1. Steig, Arnim und Brentano 1894 S. 161.
  2. In dem Ausdrucke ‘Pisspott’ sieht Haas, Zs. f. Volkskunde 22, Heft 4 ein Mißverständnis für Sösspott, d. h. ein ärmliches Haus für sechs Familien, was indes wenig glaublich erscheint.
  3. Vgl. R. Steig, Literarische Umbildung des Märchens vom Fischer und siner Fru (Archiv f. neuere Sprachen 110, 8).
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)