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52. (47.) [Das Beiramfest.]

[E]s ist auch ze mercken von der haiden ostertag. Wann die haiden ir vasten verpringenn, die ain monadt werdt, so haben sie dann dornach trey tag ostern; und deß morgens an dem ostertag so gen sie in den tempel und verpringen ir pett noch ir gewonhait; und wann sie ir pet verpringen, so geet das gemain volgk hin und legt harnasch an und chomen für des obersten priesters hauß und all herren und knecht; so nemen sie dann ein tabernakel, der inn des obersten priesters hauß stet und ziren den thabernackel mitt gülden und sameten tüchern; so nemen dann die obrigsten und die pesten, die in der stat sein, den thabernackel und tragen in für den tempel und vor dem thabernackell tragen sie ir paner, und allerlai spilleut, die man gehaben mag, die geen voran hin; und wann sie den thabernackel für den tempel pringen, so setzen sie in für den tempel nyder; so geet dann der obrist priester in den thabernackell und predigt dann den haiden; und wann er die predig verpringt, so nympt er dann ein swert und zeucht das auß und nymptz in die hant und spricht gen dem volgk: „Rufft Gott an, das er uns macht und crafft geb, das wir mitt dem schwert allen den obligen, die wider deß Machmetz glauben sein.“ So recken die haiden all die hend auff und pitenn unsern herren, das das geschech, und dornach gen die mächtigen herren in den tempel und peten; so muß das gemain volgk die weyl des thabernackels hüten und wenn die herren ir pet vorpringen, so nemen sie den thabernackel und den priester darinn und tragen in haim in sein hauß in dem thabernackel und das panir, und die spilleut gen voran hin vor dem thabernackel; und wann sie das verpringen, so gen sie dornach haim in ir heuser und haben grosse freud den tag.

(48.) Item dornach über ein monadt so haben die haiden aber ein osteren Sant Abraham zu eren[1]; und stechen dann lember und ochsen und geben das armen leuten durch Gottes willen; und das thun sie darumb Sant Abraham zu eren, das er Gott untertänig was und wolt Got seinen sun Ysaack geopfert haben. Auch in der zeitt so gen die haiden zu Machametz grab und zu dem tempel, den


  1. Das zweite Beiramfest, zur erinnerung an Abrahams opfer, wird 70 tage nach dem ersten gefeiert (Bruun).
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/096&oldid=- (Version vom 1.8.2018)