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Abraham hat gepaut[1], der vor der stat stet, da der Machmet sein grab hatt[2], und die stat ist genandt Mächka; und chönig soldan überlegt des Abrahams tempel mitt ainem schwartzen sammet und ein priester ist pey dem tuch und geit ainem idlichen haiden, die en chirchferten dohin chommenn ein fieckel von dem sammanten tuch zu ainem zaichen, das sie da sein gewesenn.


53. (49.) [Religionsvorschriften des Islam.]

[Zu]m ersten hatt der Machmet verpoten den haiden, das chain haid darff sein part abscheren; und sprechen, wer den part abschere, der thu wider das gepot Gottes, wann der almächtig Gott habe den ersten menschen Adam in seiner götlichen gestalt [beschaffen] und sprechen auch, wer sich anders verchere, dann in Got beschaffen hab, der thue wider das gepot Gottes; und sprechen auch, wer den part abscher, der thue es in übermut und in hoffart, wann er zir sich gegen der welt und domit versmach er das gepschepff Gottes; und sprechen: „Das thun die Cristen und dynen iren frauen domitt und ist ein grosse widerwärtigkaitt an den Cristen, das sie die gestalt vercheren, da sie Gott inn beschaffen hat.“ Auch hat der Machmet poten den haiden, das chainer gegen dem andern das haupt soll plössen noch gein chönig noch gein chaiser, und das halten die haiden; aber wann ein mächtiger herre für einen gett, so naigt er sich und knyet für in nider. Sie sprechen, welchem vater, muter oder freund sterben, gegen demselben soll man das haupt plössen; und das halten dy; wann das ist, das sie ain clagen, so zigen sie den hut ab oder was sie auff dem haupt haben und werffens auff die erde und domitt clagt ainer den andern.

Auch hatt der Machmet erlaubt den haiden, das ainer als vil weyber mag nemen, als er erneren mag. Auch ist ir gesetz, wann ein weyb schwanger ist, so chompt der man zu ir nicht, pys sie des chindes genist und viertzehen tag dornach; er mag die


  1. Es ist die würfelförmig gebaute Kaaba gemeint, in deren einer ecke der schwarze stein eingemauert ist, welchen Gabriel dem Abraham vom himmel brachte; dies heiligtum ist im innern mit teppichen geschmückt und auch von außen mit einem großen teppich bedeckt, auf dem in goldschrift die hauptglaubenslehre gestickt ist: »Es gibt keinen gott außer gott« u. s. w.
  2. Fast in allen reisebeschreibungen des mittelalters findet sich Mekka als grabstätte Mohammeds angegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift.. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/097&oldid=- (Version vom 1.8.2018)