Seite:Hans Schiltbergers Reisebuch.djvu/111

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läst in nicht hinein, piß das er wirt verricht mit seinem widertayl. Es singen weyb und man den pater noster und den glauben inn der kirchen mitt dem prister, der dann die meß hatt. Sie geben den jungen chinden das sacrament. Es scheren auch ir priester den part nicht, noch chain har. Sie haben den balsam zu dem heylgen öl, wann ir patriarch geyt groß gut chönig soldan umb balsam und den schickt er dann auß in seine pistum[1].

Auch wann ainer prister würdt, so muß er dornach viertzig tag und nächt in der kirchen sein und wann die viertzig tag vergeen, so singt er dann sein erste meß; so fürt man in dann haim in sein hauß mit seinem meßgewandt, so chompt sein haußfrau und chnyet für in nider, so geit er ir den segen, so chomen dann die freund des pristers und seiner haußfrauen und pringen ir opfer und alle die dahin geladen sein; und der prister hatt dann ein grösßer hochzeit, dann da er sein weyb nam; man legt im sein weyb nicht zu, piß das er viertzig tag meß hat nach ainander, dornach legt man sie zu ainander.

Wann sie ein chint thauffen, so hebt es nur ain man auß der tauff und chain weyb, wann sie sprechen, unsern herrn hab nur ain man taufft und chain weyb und es sey sünd, das man ein weyb zu der tauff nem; sie haben die tauff in grossen eren und woe in ir gevatter entgegent, so knyen sie für in nider und neygen sich auff die erden gegen im nyder; und halten die gevatterschafft mitt heyrat huntz an die vierden sipp. Sie machen vil gevattern unsers glaubens. Sie geen gern in unser kirchen zu der meß, das thun die Krichen nicht; sie sprechen, zwischen unsers glaubens unnd irs glaubens sey nur ein har, aber zwischenn der Kriechen glauben und irs glauben sey ein grosser perck.

Sie vasten in der wochen den mitwochen und den freitag; sie vasten das advent nicht; sie vasten die ostervasten fünfftzig tag und essen nur von öl; aber sie essen in dem, wie offt sie wöllen noch mittemtag; sie vasten Sant Jörgen ein wochen; sie haben ein heylgen der haist Dauexencius und der ist ein artzt gewesen, dem vasten sie auch ein wochen; auch vasten sie den heylgen creitztag, der da ist in dem September; sie vasten auch dem grossen Sant Jacob


  1. Der katholikos ist allein berechtigt, das salböl (miron) herstellen zu lassen; aus dem verkauf desselben an die bischöfe bezieht er einen teil seiner einnahmen.
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift.. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)