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ein wochen; auch vasten sie unser frauen Augusti XV tag[1]; auch vasten sie den heylligen drey chönigen ein wochen; sie habenn auch ein heylgen, der ist ein ritter gewesen, der haist Serchis, den ruffen sie gar vast an, woe sie in streiten sein oder in nöten, und dem vasten sie auch ein wochen; man vindt vil edeler leut und ritter, die im drey tag vasten und nichts essen oder trincken, wann er ist ein grosser nothelffer; und dem vasten sie in dem Februario. Sie halten ir heyllig tag nur an dem sampßtag; an dem heylligen osterabendt, so haben sie nach vesperzeit meß und das ist umb die zeitt, als der schein auffget von dem heylligen grab zu Jherusalem. Sie haben nur den ostertag mit uns und den pfingstag und auffartag; und die andern heylgen zeit haben sie an besundern tagenn; die weynachten halten sie an epiphania domini unnd haben auch meß an dem selbigen obent nach der vesper; sie sprechen an dem tag, do Jhesus geporen sey worden, darnach über treyssigk jar sey er an dem selben tag getaufft worden und dorumb halten sie Crist gepurt und sein taufftag an eim tag und das ist der sechst tag January. Sie vasten den heylgen zwelffpoten ein wochen und feyern in ain tag den sampßtag. Sie peten das ave Maria nur ain stund im jar und das thun sie an unser frauen tag in der vasten.

Sie halten ir ee nicht alß wir; wann siech zwai eleut mitt ainander zetragen und das ir ains das ander nicht will, so scheitt man sie zu pett und zu tisch; ist aber, das sie paide ainander nit haben wollen, so scheitt man sie gantz und gar von ainander und mugen sie paide wol anderßwo heyraten; haben sie chinder, die gibt man dem vater.

Ir kirchen sein all frey, das sie nymandt erbt, noch verchauffen mage; wann ein prister ein kirchen will pauen von seinem gut, so muß ers in die gemain geben, das nymandt von seinen erben dorüber ze pieten noch ze schaffen hatt noch seinem tod oder sie lassen in nicht pauen; auch ein herre oder ein purger, der ein kirchen will pauen, die müssen auch deßgleichen thun. Es ist ein gewonhait unter in gewesen, wann ein prister oder ein lay ein kirchen hat gestifft, nach seinem tod so haben die freund die kirchen geerbt in der maß, als das ander gut und habens dann umb zinß hin gelassen oder sie habens verchaufft als ir ander gut; und das haben sie abgenommen unnd


  1. Am 15 August, Mariä himmelfahrt.
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/112&oldid=- (Version vom 1.8.2018)