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da die sächsischen Truppen aus dem Verbande des 3. Armeekorps ausschieden und unter die Befehle des Marschalls Bernadotte, Fürsten von Ponte Corvo, traten. Derselbe traf am 22. März abends in Dresden ein, nahm nach dem Hofjournal Quartier in dem für ihn hergerichteten Brühlschen Palais, erhielt eine Ehrenwache von 1 Offizier, 2 Unteroffiziers, 1 Tambour und 30 Grenadieren und wurde durch die Königlichen Officen bedient.

Am 24. März besichtigte der Marschall die Artillerie, worüber der Oberst v. d. A. Heinrich Aster in seinen handschriftlichen Notizen (G.-A.) sich folgendermaßen ausspricht: „Die Artillerie hatte im Frieden noch nie mit bespannten Geschützen exerziert und hatte eben erst die Pferde und die dazu nötigen Stückknechte, Schirrmeister und Wagenmeister bekommen, wie dies in den Kriegswirren beschrieben ist, als Marschall Bernadotte in Dresden eintraf und der Artillerie sogleich befahl, ein Batterieexerzieren vor ihm auszuführen. Kein Offizier konnte, ausgenommen die Stabsoffiziere und Adjutanten (doch schlecht genug), reiten. Die alten, zum Teil sechzigjährigen Unteroffiziere, welche nur Paradeschritt zu gehen gewöhnt waren, waren unvermögend Trab zu laufen. Kein Kanonier hatte mit bespannten Geschützen exerziert, noch weniger manöveriert. Das dazu vorhandene, geschriebene Batterie-Exerzierreglement glich einem Tanztourenbuch, worin große und kleine 8en enthalten waren, in dem aber alle Einfachheit fehlte und die kein Mensch noch praktisch ausgeführt hatte, am allerwenigsten aber mit der Bespannung und Bedienung. Mit einem Worte, als die erste Seitenbewegung der exerzierenden Batterie vor Bernadotte beginnen sollte, kam alles durcheinander und Bernadotte höchst ungehalten, schickte augenblicklich die ganze Gesellschaft nach Hause und sah wohl, daß hier noch viel zu thun war, bevor diese Waffe gehörig gehandhabt werden konnte.“

Am nächsten Tage, dem 25. März, wurde die Infanterie vor dem Schwarzen Thore und auf dem Sande beim Blasewitzer Tännicht besichtigt und am 26. März wurde die Kavallerie vorgestellt. Diese machte einen sehr guten Eindruck auf Bernadotte, der allerdings noch aus dem Feldzuge von 1806, in dem ihm bei Schleiz das Regiment Prinz Johann Chevaux-legers gegenüber gefochten hatte, eine hohe Meinung von der sächsischen Kavallerie hatte.

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/22&oldid=- (Version vom 21.11.2023)