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Anleitung junger Männer in diesem Fach geeignet machen. Zu einer Anstellung für ihn ist zwar jetzt (vorläufig) in meinem Wirkungskreise keine Gelegenheit vorhanden, ich zweifle aber nicht, daß sich solche in einiger Zeit darbieten wird. Sehr wünschenswert wäre es daher, daß diesem hoffnungsvollen, jungen Tonkünstler in der Zwischenzeit zu seiner weiteren Ausbildung durch eine Kunstreise die erforderliche Unterstützung zuteil werden könnte.“

Ehe Reissiger den Erfolg der Eingabe erfuhr, war er mit einer anderen Angelegenheit beschäftigt. Schon im Gesuche wird die Einstudierung der Oper Dido in Dresden erwähnt. Er hatte nämlich das Glück gehabt, daß auf C. M. v. Webers Empfehlung seine Oper in Dresden angenommen worden war. Weber hatte Reissiger schon 1820 in Leipzig kennen gelernt und dem damaligen Novizen in der Tonkunst gewissermaßen den Weihekuß gegeben. Bei M. M. v. Weber[1] lesen wir: „Bei Professor Ch. Weiß traf er (Weber) mit Friedrich Wieck, dessen Gattin, die mit ihrem kleinen, wenige Monate alten Töchterchen Clara schäkerte, und einem jungen Schüler Schichts, Gottlieb Reissiger, zusammen, der nach Webers eigenem Urteil sehr talentvoll selbst komponierte Variationen spielte und mit prachtvoller Baẞstimme eigene Lieder sang. Der junge Mann wurde der Komponist der Yelva und Webers Nachfolger auf dem Dirigentenstuhle zu Dresden; das kleine Mädchen, mit guter Musik genährt und aufgezogen, zu einer der edelsten Priesterinnen der Kunst und Meister Robert Schumanns Gattin.“

Dies ergänzt gleichzeitig das Bild der Leipziger Zeit Reissigers. Dann hat Reissiger vermutlich Weber in Wien wieder getroffen, wo letzterer gerade während Reissigers Aufenthalt ein Konzert gab. Über die Vorverhandlungen der Aufführung unterrichten uns folgende Briefe zwischen der Generaldirektion der Hoftheater in Dresden und Reissiger[2]. Der erste Brief Reissigers vom 8. Oktober 1823 aus Berlin, worin zugleich seine Liebe zum Heimatland zum Ausdruck kommt, lautet unter anderen: „Daß ich Ihnen, hoch zu verehrender Herr Geheimrat, mit dem größten und lebhaftesten Danke verpflichtet bin, indem Sie mir zuerst Gelegenheit geben, eines meiner größeren Werke und namentlich dieses, worüber sich Peter v. Winter und Frh. v. Poissl so äußerst günstig ausgesprochen haben, dem musikalischen Publikum vorführen zu können, können Sie gewiß glauben, und es freut mich besonders, daß meine erste Oper in Dresden gegeben werden soll, da ich das Glück habe, ein geborener Sachse zu sein. Da es mir nun darum zu tun sein muß, recht bald der musikalischen Welt bekannter zu werden, so überlasse ich Ew. Hochwohlgeboren gänzlich, das Honorar nach der Aufführung zu bestimmen, bei welcher sowie bei den Proben ich nicht ermangeln werde, und gebe die Versicherung, daß ich mit allem zufrieden sein werde. Nehmen Sie nochmals herzlichen Dank. Der gütige Gott erhalte Sie und das ganze Haus und segne alle Ihre Unternehmungen. Indem ich mich Ihrer besonderen Protektion zu empfehlen wage, habe ich die Ehre, mit der ausgezeichnetsten Hochachtung und tiefer Ergebenheit zu verharren Ew. Hochwohlgeboren ganz gehorsamster Carl Gottlieb Reissiger, Schüler von Peter Winter.“


  1. M. M. v. Weber, K. M. v. Weber, ein Lebensbild. Leipzig 1864. II. Band.
  2. Siehe im Hoftheaterarchiv. (Reissiger-Akten.)