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1866.

Sonnabend, 16. Juni 1866,

sehen wir früh zwischen ½ bis ¾8 Uhr den König mit seiner militärischen Suite zum Pirnaischen Schlage hinausreiten. Sehr murrig. Ist später um 11 Uhr zurückgekehrt und nachmittags 3 Uhr definitiv abgegangen. Proklamation: An meine treuen Sachsen[1]. Die Preußen sind in der Nacht vom 15. zum 16. bei Strehla eingerückt. Im Laufe Dienstags teilweise Verbrennung der Riesaer, Sprengung der Meißner Brücke. Die sächsischen Truppen ziehen sich in der Richtung nach Pirna aus dem Lande, und zwar nach Teplitz, wo schon am 10. sächsische Artillerie gesehen worden ist. Abends Biwaks im großen Gehege und beim Feldschlößchen[2].


Sonntag, 17. Juni.

Früh ist der Große Garten wie gekehrt. Die Preußen sollen bis Meißen vorgerückt sein. Eisenbahnzerstörungen durch sächsische Truppen in Löbau. Einrücken in Bautzen[3]. Um 11 Uhr Sitzung des Stadtrats über dringende Zeitfragen. Ist der einrückende Kommandant durch eine Deputation zu begrüßen oder nicht? Niedersetzung eines gemischten außerordentlichen Ausschusses: 4 Mitglieder, 4 Stellvertreter. Ich werde zu den letzteren gewählt.

Allerhand Gerüchte. Angebliche Kassenbeschlagnahme in Riesa und Meißen. Der glücklich den roten Husaren entkommene sächsische Unteroffizier. Man will während des Tages Kanonendonner aus der Richtung von Görlitz her vernommen haben.

Die Königin, die Kronprinzessin, die Prinzessin Georg mit den Kindern über Prag nach Regensburg bzw. Wien.


  1. König Johann begab sich zunächst nach Prag, dann über Königgrätz und Pardubitz nach Wien (2. Juli). Sein Aufruf erschien im Dresdner Journal, dem amtlichen Blatte, am 17. Juni.
  2. Die Zusammenziehung der Armee bei Dresden war gegen Abend des 16. vollendet, Masse links der Elbe, Vorhut rechts. In den ersten Stunden des 17. begann der Marsch nach Böhmen über Pirna und Berggießhübel. Frühmorgens am 18. wurde die Grenze überschritten.
  3. Von den Preußen marschierte die rechte Flügelarmee (Elbarmee, Herwarth v. Bittenfeld) über Meißen auf Dresden, die Armee des Zentrums (1. Armee, Prinz Friedrich Karl) nach der Lausitz auf Löbau und Bautzen. Die von Peschel erwähnten roten Husaren waren sicher vom Pommerschen Husarenregiment Nr. 5, das im Verbande der 3. Infanteriedivision und der 1. Armee über Herrnhut nach Zittau ging. Die roten Zietenhusaren (Brandenburgische Nr. 3) marschierten mit der 2. Kavalleriedivision (1. Armee) von Schlesien (Marklissa) nach Böhmen ein.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/19&oldid=- (Version vom 23.4.2024)