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Nachricht über die zweite Frankfurter Abstimmung. Gewährung von Bundeshilfe an Sachsen[1]. An Kurhessen und Hannover ist gleichfalls der Krieg erklärt. Nachricht am Abend, daß die preußischen Vorposten bereits in Wilsdruff eingerückt sind.


Montag, 18. Juni.

Gewöhnlicher Frühspaziergang ohne neuere Nachrichten. Der Große Garten ist wieder sehr leer. Um 10 Uhr auf das Rathaus zum Wiedereintritt in die Geschäfte. ½12 Uhr. Die Preußen – blaue Husaren – sind auf dem Postplatze[2]. Besetzung der Post und des Telegraphenamtes. Die Gendarmen erscheinen als Quartiermacher vor dem Rathaus. Bald darauf der Oberst des 8. Husarenregiments. Verlangt nach dem Vertreter der Stadt[3]. Der ist im Staatsschuldenausschuß auf dem Landhause; wird herbeigeholt. Soll den Befehlshaber der Nordarmee, General Herwarth von Bittenfeld, am Freiberger Schlage begrüßen. Geht dorthin per Droschke ab. Wir sollen uns auf 20 000 Mann Einquartierung gefaßt machen. Die Riesaer und die Meißner Gerüchte werden dementiert, ersteres auch vom Dresdner Journal. Der Einzug der Truppen dauert nun den ganzen Tag über fort. 8., 29., 30., 33., 34. Infanterieregiment habe ich allein gezählt. Husaren, Ulanen, Jäger, Artillerie. Es ist das 8. rheinische Armeekorps. Um ½5 Uhr rückt Herwarth von Bittenfeld selbst an. Quartier im Hotel Bellevue. Viele habituelle Räsonneure laufen den Tag über kopfhängend herum. Abends ½10 Uhr treffen bei uns 3 Mann vom 29. Infanterieregiment ein. Hübsche Leute aus der Gegend von Koblenz bis Kreuznach, einer aus


  1. Die Bundesabstimmung in Frankfurt am 14. Juni hatte mit 9 gegen 6 Stimmen die Mobilmachung des 7., 8., 9. und 10. Bundesarmeekorps ergeben. Mit der 2. Abstimmung ist die vom 16. Juni gemeint. Sachsen hatte Maßnahmen von seiten Österreichs und Bayerns gegen die vordringenden Preußen beantragt. Der Antrag auf Bundeshilfe wurde zum Beschluß erhoben.
  2. Als Spitzen der Elbarmee langten in Dresden Abteilungen des blauen Königshusarenregiments Nr. 7 (Oberst v. Lindern) an. Siehe Bild im Dresdner Stadtmuseum. Peschel gibt die Nummern der Regimenter nicht ganz richtig wieder. Die erwähnten 29er, 33er und 34er gehörten allerdings zum 8. Korps, dagegen befanden sich die 30er und Husaren 8 bei der preußischen Mainarmee. Mit den 8ern sind die rheinischen Jäger gemeint. Den Namen „Prinz Friedrich Karl v. Preußen“ führte das 8. brandenburgische Infanterieregiment Nr. 64, amtlich aber erst seit 20. September 1866.
  3. Friedrich Wilh. Pfotenhauer, geb. 1812 zu Hohenstein bei Chemnitz. 1842 Advokat und Bürgermeister in Glauchau. 1848 Mitglied der 2. Kammer; als Stadtrat nach Dresden berufen. 1849 Bürgermeister von Dresden. 1853 Oberbürgermeister. Gest. 1877. (Vgl. Dresdner Anzeiger, Wissenschaftliche Beilage, 7. Jahrg. Nr. 17.)
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/20&oldid=- (Version vom 27.5.2024)