Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/25

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Bekleidungsrequisitionen für die eingerückte Landwehr. Stiefel, Stiefeleisen, Zwecken, Mäntel, Hemden werden bei der Stadt zur Ausrüstung der Okkupanten gefordert und müssen natürlich, der Gewalt weichend, beschafft werden. Nicht genug, daß dies für das hier einquartierte Landwehrkorps geschieht. Die Lieferungen an allerhand werden auch für die Truppenkonzentration bei Fischbach requiriert[1].

Das mit großer Bestimmtheit aufrechterhaltene, selbst von preußischen Offizieren ihren Mannschaften nicht vorenthaltene Gerücht eines Treffens bei Ratibor erlangt keine Bestätigung[2]. Die vom Zivilkommissar herzutelegraphierten 85 Hauptochsen sind aus Erfurt eingetroffen. Die Zeitungen werden wieder etwas ausgiebiger. Apokryphes 3. Manifest oder Tagesbefehl von Benedek[3]. Der preußische Bettag auf den 27. Juni!


Sonnabend, 23. Juni.

Wir machen einen kleinen Spaziergang nach dem Großen Garten, sehen die Landwehr einexerzieren. Die Stiefelrequisitionen haben bereits die Höhe von 1200 Paar erreicht. Gerücht von einer in Berlin ausgebrochenen Revolution.

Man versucht, mich zu dem neu einzurichtenden Requisitionsamte zu pressen, wogegen ich darauf hinweisen muß, daß Requisitionen nach auswärts durchaus ab- und der Staatsregierung zuzuweisen sind. Das scheint zu ziehen, wenigstens zunächst.

Nachts von 8 bis 12 Uhr Jour, wo „nix gepassiert ist“.


  1. Mit der „Truppenkonzentration bei Fischbach“ ist auf die der Elbarmee in der Umgebung von Stolpen hingewiesen (siehe oben). Fischbach liegt südöstlich von Arnsdorf an der Straße nach Stolpen.
  2. In Oberschlesien kam es nur am 27. Juni bei Oswiecim unweit rechts der oberen Weichsel zu einem Gefecht.
  3. Der Oberbefehlshaber der österreichischen Nordarmee, Feldzeugmeister Ritter v. Benedek, hatte im Hauptquartier zu Olmütz einen Armeebefehl erlassen, in dem durch Herabsetzung des Gegners und durch allerlei Verheißungen den eigenen Truppen Mut und Zuversicht eingeflößt werden sollte. Es wird darin von dem „übermütigen, gewissenlosen Feind“ gesprochen. Die preußischen Linientruppen seien nur junge, unerfahrene Soldaten, die Landwehrleute mißvergnügt, unzuverlässig und meist Gegner der eigenen Regierung. Dem raschen, vielgerühmten Schießen der Preußen werde man durch Angriff mit Kolben und Bajonett zuvorkommen; die Entscheidung falle in Feindesland! (Journal, 23. Juni).
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/25&oldid=- (Version vom 27.5.2024)