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Donnerstag, 12. Juli.

Neue Einquartierung, Fourier und ein Mann, Thüringer. Man hört bereits mehrfach die Ansicht äußern, daß wir eventuell an Weimar fallen könnten. Jeder Vernünftige, der ein offenes Wort nicht scheut, erklärt die Kleinstaaterei als unhaltbar.

Von den Kriegsschauplätzen und den Friedensverhandlungen nichts Neues. In Frankreich wird bereits ein Hinterladungsgewehr an die Jäger der Garde verteilt. Auch John Bull ist sehr ängstlich nach breechwaders.

Mein alter Kadettenhauskamerad Luitbert v. Friesen ist bei Königgrätz tödlich verwundet worden und gestorben. Sonst hört man von unsern Leuten nur das, was die hier liegenden Verwundeten zu erzählen wissen.


Freitag, 13. Juli.

Das Ratsjourwesen ist wesentlich modifiziert. Beust ist in Paris. Preußische Zeitungen bezeichnen in Pariser Korrespondenzen bereits die Einverleibung Sachsens als Friedensbedingung.

Westen[1] teilt mir mit, daß die Stadtverordneten auf die Aufrückungsfrage nur dann eingehen wollen, wenn dem novo die Kirchen- und Schulsachen übertragen werden. Neue Anmaßung eines Rechtes des Stadtrats.


Sonnabend, 14. Juli.

Telegramme werden dem Dresdner Journal gar nicht verabfolgt. So erfahren wir erst heute im gewöhnlichen Wege, daß die Preußen bereits am 8. Juli, also 3 Tage bevor Mülbe von hier dorthin abging, Prag besetzt haben.

Beust hat lange Konferenz mit Louis (Napoleon) gehabt.

Die sächsischen Gefangenen werden größtenteils gegen Gelöbnis entlassen. Die sächsische Artillerie soll überall furchtbar gewirtschaftet haben.


Sonntag, 15. Juli.

Nichts Besonderes und Neues, kein Extrablatt. Ich schreibe ein gepfeffertes Kondolenzbriefchen an die Prager Fanny.


  1. Stadtschreiber Westen.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/37&oldid=- (Version vom 27.5.2024)