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Parlamentär an den König abgehen. Abends spricht man von Annahme der Waffenstillstandsbedingungen; die Zeitungen enthalten davon noch nichts.


Donnerstag, 19. Juli.

Brief von du Benoît. Attendrissement für die Österreicher. Brief von Dr. Zimmer aus Karlsbad. Dort ist alles ruhig, friedlich und still. Die französische Vermittlung ist von Österreich abgeschlagen. Es wird fortgefochten. Clam Gallas ist freigesprochen. Ich bin „aufgerückt“. Man sieht nachgerade die Dinge immer trüber an. Sterblichkeit in den Lazaretten, durch die anhaltende Hitze herbeigeführt. Die kleinen Erdwerke beim Großen Garten werden bald fertig sein; die Bummler von Berlin ziehen nun ernstlich wieder ab[1].


Freitag, 20. Juli.

Die 2. Einquartierung geht wieder ab. Die Magazinverpflegung hört wieder auf. Nachmittags rückt ein Bataillon Landwehr ein, von Spandau; alles scheint sich nach Süden zu schieben. In Frankfurt: „Wenn de Breißi eirikke, rikke se ewe ei, de Kopp were se uns net abreiße.“ 6 Millionen Kriegskontribution[2].


Sonnabend, 21. Juli.

Heute sind 5 Wochen, daß ich den ersten Eintrag in dieses Tagebuch machte! Was ist in dieser Zeit geschehen! Wie haben sich die Anschauungen geändert, aufgeklärt! Auf einmal fangen die Leute an, es doch bedenklich – doch ein Haar darin zu finden, daß unser „Bundeskontingent“ tout bonnement den Österreichern zugeführt worden ist, daß wir Sachsen in allen österreichischen Armeebefehlen als „treue Verbündete“ angeredet werden. Ob sich diese Anschauungen lauter machen werden, bleibt von dem Finalausschlage der weiteren Kriegsunternehmungen abhängig.


  1. Bereits Anfang Juli wurden von den Berliner Arbeitern etwa 650 zurückgeschickt, da sie sich „frech und faul“ zeigten (Tageschronik der Dresdner Nachrichten).
  2. Die Preußen besetzten Frankfurt am 16. Juli. Die Preußen gingen in der eroberten Stadt scharf vor; der Forderung von 6 Millionen folgte bald eine zweite von 20 Millionen.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/39&oldid=- (Version vom 27.5.2024)