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bemerkenswert über die Eventualität, daß der einst durch die deutschen Bundesakte besiegelte Waffenstillstand zwischen Österreich und Preußen zu Ende gehen könne, und daß dann die durch jene Akte geschaffene Bundesform nicht eben zum Nachteil Preußens ausschlagen werde, ist eine Anmerkung auf S. 90, 91 Bd. 1.

Ich besuche meinen alten Freund Sandersleben. Er ist bei Gitschin in den linken Fuß verwundet, doch heilt die Wunde bereits wieder.

Die Mitteilungen über Clam Gallas bestätigen sich insofern, als derselbe, nachdem die Kanonen schon gedonnert, ganz ruhig bei Tische sitzen geblieben ist und sich im Champagnertrinken nicht hat stören lassen[1]. Doch soll der Hauptgrund des Übels in der Verzettelung der Truppen gelegen haben. Mit dem Zündnadelgewehr sollen die Preußen sehr rasch geschossen, aber schlecht getroffen haben[2].


Montag, 30. Juli.

Abschluß des Waffenstillstandes, welcher vom 2. August ab beginnt; es wird also wohl auf meine Zeitbestimmung hinauskommen.


Dienstag, 31. Juli.

Unsere 3. Einquartierung geht ab, nach Hannover. Die braven Wehrmänner fraßen wie Wehrwölfe, verhielten sich aber im übrigen ruhig; den dritten, einen Barbier, habe ich gar nicht zu Gesicht bekommen.

Gehe wird im heutigen Pleno valediziert.


  1. Es ist nicht uninteressant, die Meinung dieses Gitschiner Mitkämpfers Sandersleben zu hören. Daß besonders immer wieder das Verhalten des Korpskommandeurs Clam Gallas kritisiert wird, darf nicht verwundern, da von der Mitwirkung seines Korps auch die Erfolge der Sachsen bei der gemeinsamen Wacht an der Iser abhingen. Beim Abmarsch seiner Truppen auf den Kriegsschauplatz hatte Clam Gallas am 14. Juni in Prag in einem Tagesbefehl die Worte gebraucht: „Ich folge Euch bald und bin im Augenblick des Kampfes, sobald dieser losbricht, bei Euch“ (Journal, 16. Juni). – v. Sandersleben, Major und Kommandeur des sächsischen 2. Infanteriebataillons.
  2. Die Verzettelung der österreichischen Truppenkörper war überhaupt eine der schwersten Ursachen des Mißerfolges der Nordarmee. Daß die preußischen Soldaten mit dem schnellschießenden Zündnadelgewehr auch zu treffen verstanden, beweist die Feststellung, daß der österreichische Verlust in allen Kämpfen durchweg etwa das Fünffache des preußischen betrug. So war das Verhältnis z. B. auch in dem für die Österreicher siegreichen Gefecht bei Trautenau am 27. Juni, durch das die Preußen (1. Korps Bonin) wieder in die Paßenge des Gebirges zurückgeworfen wurden.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/44&oldid=- (Version vom 2.5.2024)