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für den Königstein, nicht aber für Dresden, wo nur Sachsen. Dies alles nur bis 1. Juli 1867, bis wohin die ganze sächsische Armee auf preußischen Fuß zu armieren.


Dienstag, 18. September.

Pfotenhauer lenkt in der heutigen Plenarsitzung die Aufmerksamkeit bereits auf Empfangsfeierlichkeiten, sieht aber glücklicherweise ein, daß von irgend etwas, was Kostenaufwand verursacht, die Rede nicht sein kann.


Mittwoch, 19. September.

Plötzliches Extraplenum. Ackermann hat an Pfotenhauer einen Brief geschrieben, um eine gemeinsame Loyalitätsadresse auf die Beine zu bringen[1]. Nur Kistner[2] tritt als Verteidiger auf. Man beschließt, nach langer Debatte, auf gleichem konfidentiellem Wege die Initiative dem geehrten jenseitigen Kollegium[3] zuzuschieben. Niemand mag sich die Pfoten verbrennen, um die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Nichts Offizielles über den Frieden; ganz zufällig erfahren wir, daß der Wiener Gesandte v. Könneritz[4] Minister des Auswärtigen geworden ist.


Donnerstag, 20. September.

Die Friedensanzeichen mehren sich, die Nachrichten treten immer bestimmter auf, besondes die von der Nichtauflösung unsrer Armee. Fabrice[5] wird bereits als Nachfolger Rabenhorsts bezeichnet. Das wäre doch einmal ein parlamentarisch korrekter Schritt, da Fabrice bekanntlich der einzige höhere Offizier gewesen ist, der für ein engeres Zusammengehen mit Preußen gesprochen hat.


  1. Über diese Adresse an König Johann im Sinne des baldigsten Friedensschlusses siehe unten: 5. Oktober.
  2. Kistner, Stadtrat auf Zeit.
  3. „Jenseitiges Kollegium“: die Stadtverordneten. Über die noch heute im Verkehr zwischen Stadtrat und Stadtverordneten üblichen Bezeichnungen diesseitig und jenseitig vgl. Dresdner Anzeiger, Wissenschaftliche Beilage, 7. Jahrg., Nr. 37.
  4. Rudolf v. Könneritz war bereits 1848 sächsischer Gesandter in Wien. Das Auswärtige übernahm im September 1866 zugleich der Finanzminister v. Friesen, nicht v. Könneritz.
  5. Georg Friedrich Alfred v. Fabrice, geb. 23. Mai 1818 in Quesnoy-sur-Deule bei Lille. 1834 sächsischer Offizier. 1866 Generalstabschef. Nach Friedensschluß Neubildung der sächsischen Armee nach preußischem Muster. 1884 in den Grafenstand erhoben. Gest. 25. März 1891 in Dresden. (Vgl. Dresdner Anzeiger, Wissenschaftliche Beilage, 7. Jahrg., Nr. 18.)
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/64&oldid=- (Version vom 12.5.2024)