Seite:Immanuel Kant Über Pädagogik Königsberg 1803.pdf/96

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negativ seyn. Man muß sie ihnen aber schon von früher Jugend an beyzubringen anfangen, dabey aber ja dahin sehen, daß sie die Menschen, nicht nach ihrer Religionsobservanz schätzen, denn ungeachtet der Verschiedenheit der Religionen, giebt es doch überall Einheit der Religion.




Wir wollen hier nun noch zum Schlusse einige Bemerkungen beybringen, die vorzüglich von der Jugend, bey ihrem Eintritte in die Jünglingsjahre, sollten beobachtet werden. Der Jüngling fängt um diese Zeit an, gewisse Unterschiede zu machen. Nämlich erstens den Unterschied des Geschlechtes. Die Natur hat hierüber eine gewisse Decke des Geheimnisses verbreitet, als wäre diese Sache etwas, das dem Menschen nicht ganz anständig, und blos Bedürfniß der Thierheit in dem Menschen ist. Die Natur hat aber gesucht, diese Angelegenheit mit aller Art von Sittlichkeit zu verbinden, die nur möglich ist[1]. Selbst


  1. Schön ist, was Cicero schon in Beziehung hierauf bemerkt: Principio corporis nostri magnam natura ipsa videtur habuisse rationem: quae formam nostram reliquam figuram, in qua esset species honesta, eam posuit in promptu: quae partes autem corporis, ad naturae necessitatem datae, adspectum essent deformem habiturae atque turpem, eas contexit atque abdidit. Hanc naturae tam diligentem fabricam imitata est hominum verecundia, u. s. w. Gerne schriebe ich diese ganze schöne Stelle hier ab, aber der Raum verbietet es mir, und sonach muß ich bitten, daß ein jeder sie de officiis Libr. I. c. 35. selbst nachlese.
              A. d. H.