Seite:Immanuel Kant Über Pädagogik Königsberg 1803.pdf/98

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das 13te oder 14te Jahr ist gewöhnlich der Zeitpunkt, indem sich bey dem Jünglinge die Neigung zu dem Geschlechte entwickelt, (es müßten denn Kinder verführt und durch böse Beyspiele verdorben seyn, wenn es früher geschähe). Ihre Urtheilskraft ist dann auch schon ausgebildet, und die Natur hat sie um die Zeit bereits präparirt, daß man mit ihnen davon reden kann.

Nichts schwächet den Geist wie den Leib mehr, als die Art der Wollust, die auf sich selbst gerichtet ist, und sie streitet ganz wider die Natur des Menschen. Aber auch diese muß man dem Jünglinge nicht verhehlen. Man muß sie ihm in ihrer ganzen Abscheulichkeit darstellen, ihm sagen, daß er sich dadurch für die Fortpflanzung des Geschlechtes unnütz mache, daß die Leibeskräfte dadurch am allermeisten zu Grunde gerichtet werden, daß er sich dadurch ein frühes Alter zuziehe, und sein Geist sehr dabey leide[1]. u. s. w.

Man kann den Anreizen dazu entgehen, durch anhaltende Beschäftigung, dadurch, daß man dem Bette und Schlafe nicht mehr Zeit widmet, als nöthig ist. Die Gedanken daran muß man sich durch jene Beschäftigungen aus dem Sinne schlagen, denn, wenn der Gegenstand auch nur blos in der Imagination bleibt, so nagt er doch an der Lebenskraft. Richtet man seine Neigung auf das andere Geschlecht, so findet man doch noch immer einigen Widerstand, richtet


  1. Vergl. außer dem eben angeführten Buche, Tissot, Campe’s Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, u. s. w.
              A. d. H.