Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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Mir sind die Ritterzeiten des Mittelalters zuwider. All’ die hochberühmten Männer der damahligen Zeit, was waren sie anders, als Unterdrücker der Freiheit eines braven Volks, und wie können uns die Riesen-Menschen, ULRICH von HUTTEN und der edle FRANZ von SICKINGEN für die Greuel entschädigen, die ihre unwürdigen Brüder in diesem herrlichen Lande verübt haben? Ich habe die Fahrt von Bingen biss hierher mit traurigen Erinnerungen gemacht. Die zahlreichen Burgen und Trümmer des Rittertums hatten mich ganz verstimmt. Leibeigenschaft und Sklaverei, in denen der friedliche Hüttenbewohner hier seit Jahrhunderte seufzt, haben den Einwohnern ein Siegel angedrückt, das die neue Freiheit so bald noch nicht verlöschen kann. Die Maximen der Fürsten und Edelleute, womit sie ihre Unterthanen als wohlerworbenes Eigenthum ansahen, haben sogar den Wunsch zur Freiheit erdrückt. Wir haben in
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/151&oldid=- (Version vom 26.10.2023)