Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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unsern Tagen Beispiele davon gesehen, die allen Glauben übersteigen. Mag immerhin der Teufel unsern L.... hohlen, aber CUSTINE soll ihn nicht kriegen, sagten die verwelkten Sklaven dort drüben, als die Freiheit ihnen angeboten ward. Der unvermuthete Umsturz der despotischen Verfassung war ihnen zu neu, die Sklaverei hatte sie aller Gefühle beraubt. Sie waren seit Jahrhunderte Knechte, musste sie nicht die plötzlich hereinbrechende Freiheit erschrecken? Ja wahrlich, ihnen war die berüchtigte Rede des Landgrafen PHILIPP von Hessen im sehszehnten Jahrhundert noch in frischem Andenken, dieses Mannes, den man mit Unrecht den Grossmüthigen genannt hat. Seine Rede ist so voll von fürstlichem Sanskulottismus neuerer Zeiten, dass ich mich unmöglich enthalten kann, Dir hier eine Stelle daraus zum Besten zu geben:
- Wir müssen dieser elenden Rotte (den Bauern, die die Rechte der Menschheit reklamirt hatten) begegnen, diess legt uns ihre beispiellose Verwegenheit zur Pflicht auf. Einen angebotenen Vergleich haben sie verworfen. Sie führen über die Fürsten Klage. Gott hat aber befohlen, die Obrigkeit zu ehren und zu fürchten; er werde, diess ist seine Verheissung,
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/152&oldid=- (Version vom 26.10.2023)