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oder die biss in die gefährlichsten Felsenklippen sichtbare Hand des fleissigen Weinbauers, entschädigten mich für diese Eindrücke. Verstimmt schwamm ich mit meinen Reisegefährten über den Fluss an das jenseitige Ufer. Erst die Stentorstimme eines Kapuziners die unter uns war, weckte mich aus meinen Träumen.

Ave Maria!

gebot er, und ich ward erinnert, dass wir der Charibdis des Rheins nahe wären. Unser Schiffer drückte ehrerbietig seine Mütze zwischen die Finger, und fing laut zu beten an. Wir andern mussten seinem Beispiele folgen, und ich muss Dir nur gestehen, dass ich da seit der sechs Jahre meiner Geistesfreiheit es zum ersten Mahle ohne Lachen anhören konnte, diess Gebet, voll Unsinns und Aberglaubens. Die Inbrunst der Betenden, die sich wirklich an dem Schlunde des Acherons zu befinden glaubten, erfüllte mich mit Rührung, und ich musste unwillkührlich mitbeten zu der MARIA, die im Süden die grössten Meisterstücke des Pinsels geschaffen hat.

Das sogenannte Binger-Loch ist weiter nichts, als eine Öffnung zwischen dem Felsen, der ehemahls hier über den Rhein hinlief, oder richtiger gesagt, in der Urzeit die Grenze jenes