Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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Mummereien und Rosenkränze in den Herzen der Weiber festsetzten, versprachen die Aristokraten den Bürgern, denen ihre junge Freiheit bei den starken Kontributionen nicht sehr gefiel, die schönste Zukunft.
Es giebt aber auch sonst noch einige nicht versteckt liegende Ursachen, die den Koblenzern den Rücktritt in ihre alte Verfassung so wünschenswerth machen, dass sie von der beispiellosen Energie der Franken, von den Blitzen des ächten und grössten republikanischen Geistes und den unbegreiflichen Grossthaten der Helden und Staatsmänner nicht gerüht werden. Ich suche diese Lauigkeit in der Trägheit dieser Deutschen, und in der Bigotterie, die sich in allen ihren Zügen ausdrückt. Ich finde es sehr natürlich, dass ein eifriger Katolik, der nichts weiter als Katolik ist, einen Antichrist in jedem Republikaner sieht. Wäre man hier auf dem Wege zur Kultur so weit fortgerückt, wie in einigen andern deutschen Ländern, man würde sich nicht so tollkühn gegen die Annahme einer Konstitution sträuben, deren ganzes Gebäude auf Menschenglück beruht. Ich habe noch neuerlich einen wackern Juden behaupten gehört, man müsste die Reformen seiner Nation nicht a mandato anfangen, sondern die Ausbildung nach und nach
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/241&oldid=- (Version vom 17.11.2023)