Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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bewirken, ohne einen Machtspruch zu thun, an dem die Schwachen Ärgerniss nehmen könnten. Ich will nicht untersuchen, ob die Amalgamirung der Juden mit den Christen anders als durch einen Machtspruch zu erreichen steht, aber es ist sehr zu zweifeln, dass der Jude sich bei völlig gleichen Rechten mit den Christen ohne höhern Eingriff seiner albernen Liturgie begeben würde. Um nichts besser steht es mit den Katoliken, deren Gebräuche in der That noch albern sind, als die der Juden. Es giebt indessen einzelne Katoliken genug, so wie es Juden genug giebt, die sich voll all dem Wuste losgesagt haben. Aber wo ist ein katolisches Land, wo eine katolische Stadt, und was noch mehr ist, wo ist eine katolische Familie zu finden, die sich bei den sanftesten Reformen der Regierung und bei den schönen Beispielen um sie her (wem fällt hier nicht Berlin ein?) aus dem alten Wahn herausgewunden hätte? Die Machthaber des französischen Volks sahen diess sehr gut ein, und thaten daher einen Machtspruch, der fürs erste zum wenigsten der Hider Einen Kopf abgeschlagen hat. Das Murren, so hier darüber entstand, liess sich eben so gut voraussehen. Hier erstarrte man bei dem Befehle, der den Mönchen ihre Mummereien verbot, Prozessionen
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/242&oldid=- (Version vom 17.11.2023)