Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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Stück Fladen vorlieb nehmen wollte, führte er mich in seine Stube. Ich staunte. Die vier Wände waren mit Büchern von oben biss unten besetzt. „Sie wundern sich wohl, fing der Mann an, hier eine kleine Büchersammlung zu finden, da Sie das wohl bei den Geistlichen unseres Landes nicht gewohnt sind?“ Ich sagte ihm ohne Umstände meine Meinung über seine Kollegen, und fing an, mich ein wenig in seinen Büchern umzusehen, während er selbst das Frühstück bereitete. Aber kalt überlief es mich, als ich einen Band nach dem andern vor mir aufschlug und nichts fand, als – Legendenschreiber, Aszeten, mönchische Prediger und Beichtväter. Und dieser gute Mann darbt bei trocknem Brot und einem Glase Wasser, um seinen letzten Dreier an elende Scharteken zu verschwenden, um seinen Feuergeist in Mönchsmoral, und in dem Unrathe der Bollandisten zu ersticken. Er hat in Prag studiert, wo wohl die Jesuiten und andere Mönche seinen Geist irre geleitet haben mögen. Wie doch so vieles vom Zufalle nur abhängt! Hätte dag Geschick diesen Mann in seinen jüngern Jahren nach Göttingen, nach Jena oder Halle geführt, gewiss wäre er der Reformator in dieser düstern Gegend, statt, dass er nun, vielleicht ohne seinen Willen, dem Aberglauben
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/371&oldid=- (Version vom 3.12.2023)