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schon im Tempel gruppenweise herumstanden und so dem Aufstand immer neue Nahrung gaben. 11 Jetzt gerieth Archelaus in ernstliche Besorgnis und schickte, um die Ausbreitung der revolutionären Raserei über das ganze Volk noch bei Zeiten zu verhüten, einen Obersten an der Spitze einer Cohorte unter sie, mit dem Befehle, den Aufruhrstiftern mit Gewalt das Handwerk zu legen. Bei ihrem Erscheinen kam die ganze Menge in eine wilde Gährung und überschüttete die Cohorte mit einem Hagel von Steinen, unter dem die meisten todt am Platze blieben, während der Oberst, mit Wunden bedeckt, nur mit genauer Noth sich retten konnte. 12 Hierauf kehrten sich die Rebellen um und opferten ruhig weiter, als wäre gar nichts vorgefallen! Anders aber Archelaus, dem jetzt einleuchtete, dass dem Volke ohne eine blutige Lection nicht mehr Einhalt geboten werden könne. Er warf sofort sein ganzes Heer auf die Empörer, die Fußtruppen mussten in geschlossenen Massen von den Straßen der Stadt aus gegen den Tempel rücken, indes die Reiterei in der freien Umgebung desselben operierte. 13 So stürzten sie plötzlich über die Opfernden her, hieben bei 3000 davon nieder und versprengten die übrige Masse nach den umliegenden Bergen. Den Abschluss dieser blutigen Scene machte die Ankunft von Herolden, die im Namen des Archelaus verkündeten, dass Jedermann sich nach Hause zu begeben habe, worauf denn in der That alle Pilger das Fest unterbrachen und sich aus dem Staube machten.


Zweites Capitel.
Archelaus vor Augustus. Der Einspruch seiner Verwandten. Glückliche Vertheidigung durch Nikolaus. Unschlüssigkeit des Kaisers.

14 (1.) Nun begab sich Archelaus in Begleitung seiner Mutter und seiner Freunde Poplas, Ptolemäus und Nikolaus zur See hinab, während er zu Jerusalem Philippus in der Eigenschaft eines Verwalters der königlichen Paläste und Hüters seines Hauses zurückließ. 15 Zu gleicher Zeit mit Archelaus reisten auch Salome mit ihren Kindern, sowie seine Brüder und Schwäger ab, vorgeblich, um sich für die Thronfolge des Archelaus ins Zeug zu legen, in Wirklichkeit aber, um ihn wegen der im Heiligthum verübten Gesetzesfrevel zu verklagen.

16 (2.) In Cäsarea begegnete ihm der kaiserliche Schatzmeister von Syrien, namens Sabinus, der eben nach Judäa hinauf wollte, um die Cassen des Herodes in seine Obhut zu nehmen. Doch war noch zur rechten Zeit der Statthalter Varus, den Archelaus durch Vermittlung des Ptolemäus inständig um seine persönliche Dazwischenkunft hatte ersuchen lassen, hier angekommen, um den Sabinus von der

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/143&oldid=- (Version vom 13.2.2020)