Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/144

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Fortsetzung seines Weges abzuhalten. 17 Aus Rücksicht für Varus unterbrach denn Sabinus seine gar eilige Reise nach den Schlössern des Herodes, wo er sonst dem Archelaus die Schatzkammern seines Vaters vor der Nase versiegelt haben würde, und gab auch das Versprechen, bis zum Erkenntnis des Kaisers nichts weiteres unternehmen zu wollen. 18 Er blieb also in Cäsarea. Sobald aber die unbequemen Persönlichkeiten sich wieder entfernt hatten, und zwar die eine nach Antiochien aufgebrochen, Archelaus aber nach Rom abgesegelt war, machte sich Sabinus schleunig auf den Weg nach Jerusalem und setzte sich dort in den Besitz der königlichen Paläste. Er ließ dann die Commandanten der verschiedenen Schlösser, wie auch die königlichen Verwalter zu sich kommen, um auf diesem Wege die Verzeichnisse der Schätze auszuschnüffeln und sich auch der Schlösser zu versichern. 19 Aber die Schlosshauptleute setzten sich sowenig über die Befehle des Archelaus hinaus, dass sie im Gegentheil unentwegt alles und jedes sorglich hüteten und überdies auch so vorsichtig waren, sich für ihr Benehmen nicht so sehr auf Archelaus, als vielmehr auf den Kaiser selbst zu berufen.

20 (3.) Unterdessen zog ein neuer Gegner des Archelaus von Judäa nach Rom: es war das Antipas, der ihm mit der Behauptung, dass das eigentliche Testament, in welchem er selbst als König gestanden, doch rechtskräftiger sein müsse, als der Nachtrag dazu, die Krone streitig machen wollte. Er hatte zudem selbst von Salome und vielen Verwandten, die mit Archelaus nach Rom fuhren, schon vorher das Versprechen erhalten, dass sie sich seiner Sache annehmen würden, 21 und suchte auch seine Mutter, sowie den Bruder des Nikolaus, den Ptolemäus, auf seine Seite zu ziehen, eine Persönlichkeit, die ihm wegen des Vertrauens, das sie bei Herodes genossen hatte, von ausschlaggebender Bedeutung zu sein schien. Ptolemäus hatte ja unter allen Freunden bei Herodes das größte Ansehen. Die größte Hoffnung jedoch setzte Antipas in den Rhetor Irenäus, von dessen gewaltiger Beredsamkeit er sich einen so sicheren Erfolg versprach, dass er in der Erwartung desselben alle noch so gut gemeinten Mahnungen, dem Archelaus als dem ältesten Bruder und durch das Codicil allein berechtigten Thronfolger doch keine Schwierigkeiten zu bereiten, barsch von sich wies. 22 Nach seiner Ankunft in Rom wandten ihm schließlich alle seine Verwandten, denen Archelaus immer verhasster wurde, ihre Sympathien zu. In erster Linie wünschte sich freilich ein jeder die volle Autonomie unter der Aufsicht eines römischen Legaten: würde man aber das nicht erreichen können, so wollte man noch lieber Antipas, als Archelaus, auf dem Throne sehen.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/144&oldid=- (Version vom 13.2.2020)