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Tempel Entsatz zu bringen, zumal die ihnen entgegenkommenden Rebellen mit Bitten sie bestürmten, sie möchten doch gerade jene, um derentwillen sie gekommen, nicht länger in ihrer peinlichen Situation lassen oder gar noch in eine größere Gefahr stürzen: 303 wären nur einmal die Wachen überwältigt, so müsste es ihnen ja ein Leichtes sein, die Stadt selbst zu stürmen: wäre aber einmal durch ihr Erscheinen in der Stadt schon Lärm geschlagen, so sei es auch mit der Ueberrumplung der Wachen vorbei, 304 da die letzteren, einmal aufmerksam gemacht, sofort Stellung nehmen und den Aufstieg zum Tempel ihnen versperren würden.


Fünftes Capitel.
Erstürmung des Tempels und der Stadt durch die Idumäer und Zeloten. Ermordung des Ananus und Jesus. Zahlreiche Hinrichtungen. Tod des Priesters Zacharias. Die Zeloten suchen die Idumäer zu entfernen.

305 (1.) Den Idumäern konnte dieser Vorschlag nur recht sein, und so stiegen sie denn durch die Stadt zum Tempel hinauf, wo unterdessen die Zeloten in großer Spannung auf ihr Erscheinen warteten. Wie die Idumäer eindrangen, schöpften auch sie wieder frischen Muth, verließen das innere Heiligthum 306 und stürzten sich, Idumäer und Zeloten durcheinander, auf die Wachen. Einige Vorposten stachen sie im Schlafe nieder, worauf durch den Lärm der Wachgewordenen die ganze Mannschaft auf die Beine kam und voll Bestürzung zu den Waffen griff, um sich ihrer Haut zu wehren. 307 Solange sie nur die Zeloten vor sich zu haben glaubten, hielt der Gedanke an ihre eigene Uebermacht, welche den Feind erdrücken musste, ihren Muth noch aufrecht: sobald sie aber noch andere von draußen hereinströmen sahen, merkten sie, dass die Idumäer eingebrochen sein müssten, 308 und ließen größtentheils mit dem Muthe auch die Waffen sinken, um sich nur mehr einem verzweiflungsvollen Jammer zu überlassen! Bloß eine kleine Zahl von Jüngeren verrammelte sich und nahm es muthig mit den Idumäern auf, so dass sie ziemlich lange auch die übrige fassungslose Menge deckten, 309 die wenigstens mit ihrem Geschrei weithin die Leute in der Stadt auf die eingetretene Katastrophe aufmerksam machte. Doch wagten es Niemand von den Stadtbewohnern, als man den Einbruch der Idumäer erfuhr, den Bedrohten zu Hilfe zu kommen, sondern man erhob nur als einzige Antwort gleichfalls ein entsetzliches Geschrei und Weheklagen, zumal die Frauen, die mit ihrem Heulen die Luft erfüllten, da jede von ihnen einen Angehörigen unter den in höchster Gefahr schwebenden Wachen wusste. 310 Dazu brüllten die Zeloten mit den Idumäern ihren Schlachtruf, und das Toben

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/330&oldid=- (Version vom 1.8.2018)