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Knabe für eine Entweihung gehalten zu sprechen, während ich einen Kirschkuchen aß.“

Doralice lächelte nicht darüber. Eine seltsame Erregung machte plötzlich ihre Augen klar und bog die schmalen roten Linien ihrer Lippen und ihre Stimme wurde tiefer und zitterte ein wenig, als sie sagte: „Es ist wohl auch, weil es für Sie nicht leicht ist, mit mir zu sprechen. Wovon sollen Sie sprechen? Hinter mir sind alle Fäden abgerissen. Da können Sie nur entweder vom Wetter sprechen, oder mir eine Liebeserklärung machen.“

Hilmar schlug sich mit der flachen Hand auf das Knie: „Ich sagte es gleich, an solch einem verdächtig grauen Tage allein im Heidekraut zu liegen tut nicht gut. Zu sagen? Eine Welt habe ich Ihnen zu sagen, die unerhörtesten Dinge. Da brauchen wir nicht davon zu sprechen, wie es der Baronin Marowitz geht und welche Liaison die Gräfin Patky jetzt hat, aber, wenn Sie wollen, können wir auch davon sprechen.“

Doralice schien ihm nicht recht zuzuhören, sie blickte an ihm vorüber, lauschte ihrem eigenen quälenden Gedanken. „Und,“ begann sie „was sagen sie dort von mir – die anderen.“

„Nichts!“ rief Hilmar ungeduldig. „Was sollen sie sagen? Sie sprechen nicht mehr davon.“

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)