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aufgestellt. Die zusammengesetzten Oerter entstehen aus jenen durch Hinzufügen der Präcessionen der Nachtgleichen; nämlich der Ort der Olympiaden 90° 59′, Alexanders 226° 38′, Cäsars 276° 59′, Christi 278° 2′[1]. Alles dies, wie gesagt, auf den Meridian von Krakau bezogen.

Capitel 20.
Ueber die zweite und doppelte Ungleichheit der Sonne, welche wegen der Veränderung der Absiden eintritt.

Eine grössere Schwierigkeit liegt in der Unbeständigkeit der Absiden der Sonne. Ptolemäus sah dieselben für feststehend an; Andere glaubten, dass ihre Veränderung aus der Bewegung der Fixsternsphäre folge, weshalb sie denn annahmen, dass auch die Fixsterne sich bewegten. Arzachel war der Meinung, dass auch diese Bewegung ungleichmässig sei, so dass sie auch rückläufig werden könne; indem er dies daraus schloss, dass Albategnius wie gesagt[2], das Apogeum um 7° 43′ der Sonnenwende vorausgehend gefunden hatte, dasselbe also vor ihm von Ptolemäus an, in 740 Jahren ungefähr 17°[3] vorgerückt war; nach Jenem im Verlaufe von 200 weniger 7 Jahren ungefähr 4½° zurückgegangen zu sein schien. Und deshalb meinte er, es gäbe noch eine andere, in einem kleinen Kreise verlaufende Bewegung des Mittelpunkts der Jahresbahn, wodurch das Apogeum vor- und zurückrücke, und zugleich die Abstände des Mittelpunktes jener Bahn vom Weltmittelpunkte sich veränderten. In der That schön erfunden, aber deswegen nicht annehmbar, weil es im Vergleich zum Ganzen mit dem Uebrigen nicht in Zusammenhang gebracht werden kann. Wenn nämlich der Verlauf dieser Bewegung der Reihe nach betrachtet wird, dass sie eine Zeit lang vor Ptolemäus still gestanden hat, dann in 740 Jahren ungefähr 17° vorgerückt und darauf in 200 Jahren 4 oder 5° zurückgegangen, in der übrigen Zeit bis auf uns aber vorgerückt ist, während in der ganzen Zeit kein Zurückrücken weiter, noch weitere Stillstände bemerkt sind, welche letzteren doch nothwendig bei entgegengesetzten Bewegungen vorkommen müssen: — so kann dies auf keine Weise aus einer regelmässigen und kreisförmigen Bewegung abgeleitet werden. Deshalb wird von Vielen vermuthet, dass bei jenen Beobachtungen der Absiden irgend ein Irrthum stattgefunden habe. Beide Mathematiker sind an Eifer und Sorgfalt gleich, so dass es zweifelhaft ist, wem wir lieber folgen sollen. Ich bekenne, dass nirgend eine grössere Schwierigkeit liegt, als beim Beobachten des Apogeums der Sonne, bei welchem aus den kleinsten und kaum wahrnehmbaren Grössen, grosse Grössen berechnet werden müssen. Da in der Gegend des Perigeums und des Apogeums ein ganzer Grad in der Prosthaphärese nur eine Aenderung von 2 Minuten hervorbringt; in der Gegend der mittleren Entfernungen aber auf eine Minute, 5 bis 6 Grade kommen: so kann sich ein kleiner Fehler in’s Ungeheure steigern. Deshalb haben wir, als wir das Apogeum zu 6⅔° des

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. [32] 204) Um diese Zahlen zu erhalten, hat man nur die Wurzeln für die gleichmässigen Bewegungen der Präcession der Nachtgleichen, Buch III. Cap. 11. in der Weise mit den einfachen Oertern, wie sie hier gefunden sind, zu verbinden, dass man die Wurzel von dem einfachen Orte abzieht, wenn die Wurzel angiebt, um wie viel der Frühlingsnachtgleichenpunkt dem ersten Sterne des Widders nachfolgt: dagegen die Wurzel zu dem einfachen Orte addirt, wenn die Wurzel angiebt, um wie viel der Frühlingsnachtgleichenpunkt dem ersten Sterne des Widders voraus geht. Beim Anfange der Olympiaden folgte der Frühlingsnachtgleichenpunkt [33] dem ersten Sterne des Widders, bei den anderen Terminen war er demselben voraus. Dadurch gestalten sich die Berechnungen so:
    Einfacher Ort der Olympiaden 096° 16′
    Wurzel 005° 16
    Zusammengesetzter Ort 091° 00′, wofür im Text 90° 59′
    Einfacher Ort Alexanders 225° 37′
    Wurzel 0001′ 54″
    Zusammengesetzter Ort 226° 38′ 54″, wofür im Text 226° 38′
    Einfacher Ort Cäsars 272° 04′
    Wurzel 004° 54′ 47″
    Zusammengesetzter Ort 276° 58′ 47″, wofür im Text 276° 59′
    Einfacher Ort Christi 272° 30′
    Wurzel 005° 32′ 28″
    Zusammengesetzter Ort 278° 02′ 28″, wofür im Text 278° 2′
  2. [33] 205) Buch III. Cap. 16.
  3. [33] 206)
    Vor Ptolemäus war das Apogeum dem Solstitium voraus 24° 30′ Buch III. Cap. 16.
    zur Zeit des Albategnius 07° 43′ ebenda
    also war das Apogeum zurückgeblieben 16° 47′, wofür im Texte prope 17° steht.