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Grössern Erfolg fanden seine nächsten Oelgemälde, besonders die während des Jahrzehnts 1847–57 mit Darstellungen aus dem Leben des grossen Königs, welche den Geist seiner Zeit athmen. Ein im Jahre 1850 begonnener, 1855 vollendeter Holzschnittcyclus „Aus König Friedrich’s Zeit“ brachte in 12 Folioblättern die charakteristischen Portraits des Königs u. seiner Kriegs- u. Friedenshelden in Kniestücken, während 1851–57 die Uniformstudien der „Armee Friedrich’s des Grossen“ mit 600 farbigen Lithographien in nur 30 Exemplaren eines dreibändigen Werkes erschienen, denen ein Auszug in 30 Bll. unter dem Titel „Die Soldaten Friedrich’s des Grossen“ 1851 vorausgegangen war. Das selbe Jahr brachte auch die „Versuche auf Stein mit Pinsel und Schabeisen“ in 6 Blatt, und unter einer Reihe von Aquarellen eine „Scene im Eisenbahncoupé“. Besonderes Aufsehen aber u. lebhafte Debatten für u. wider erregte sein auf der Weihnachtsausstellung des Künstler-Unterstützungsvereins vorgeführtes Transparentbild „Christus als Knabe im Tempel“ durch die bisher nicht dagewesene Realität der Darstellung. Spätere Transparentbilder hatten „Christus u. die Wechsler“ u. „Adam u. Eva nach Vertreibung aus dem Paradiese“ zum Gegenstande. 1855 führte M. die Gestalten zweier Hochmeister im Remter zu Marienburg in Fresco aus, in gleicher Malweise 1858 das Bild „Blücher und Wellington bei Waterloo“ in der Gedenkhalle des früher kronprinzlichen Palais in Berlin. Die Jahre 1861 bis 65 waren besonders dem grossen, mit historischer Treue gemalten, die „Krönung Wilhelm’s I. zu Königsberg“ darstellenden Bilde gewidmet. M.’s Besuch der Pariser Weltausstellung 1867 war reich an Eindrücken, die bald in Bildern, wie der „Sonntag im Tuilleriengarten“, ein „Wochentag in Paris“, die „Erinnerung an den Luxembourggarten“ erschienen. 1871 malte er die „Abreise König Wilhelm’s zur Armee“, jene in Begleitung der Königin erfolgte Fahrt durch die Linden zum Bahnhof, unter den Grüssen der begeisterten Menge. 1875 vollendete er seine „Modernen Cyclopen“, die Darstellung eines Eisenwalzwerkes in voller Tätigkeit mit den gewagtesten Lichteffecten. Mehreren kleineren Bildern in Oel, Aquarellen u. Federzeichnungen folgten 1877 die Illustrationen zu Heinrich v. Kleist’s „Zerbrochenem Krug“. Von M.’s feiner Beobachtung der Gesellschaft legen seine Gemälde „Ballsouper“ (1878) u. „Cercle“ (1879), welche die Hoffeste Kaiser Wilhelm’s schildern, Zeugniss ab. Volksscenen malte er mit gleicher Lebendigkeit in einer „Procession in Hofgastein“ (1880), wie in dem Gemüsemarkt („Piazza d’Erbe“) zu Verona (1884). Am 8. December 1894 feierte M. in ungewöhnlicher Rüstigkeit seinen 79. Geburtstag. Er ist k. Professor seit 1856, Mitgl. der Akademien von Berlin (1853), Wien, München, Dresden, Brüssel u. Inhaber der gr. gold. Med. von Berlin (1857), München (1879), Wien (1883 u. 1888), Chicago (1893) u. der Ehrenmed. von Antwerpen (1894). Seit 1875 gehört er dem Senat der Akad. der Künste zu Berlin an, auch ist er Dr. phil. u. Kanzler des Ordens pour le mérite für Wissenschaften u. Künste.

Die hier mit einem * bezeichneten Werke Menzel’s befanden sich auf der zur Feier seines siebenzigsten Geburtstages am 8. Dec. 1885 in der Akademie der Künste zu Berlin veranstalteten Ausstellung.

I. Oelgemälde.

1. 2. Ein Dom bei Abendbeleuchtung; Denkmal Homer’s. – Berl. ak. KA. 28.
3. Die Schachspieler. – Berl. ak. KA. 36.
4. Zu den Waffen. Die Freiwilligen von 1813. (Winter 1836–37). Abb: „Deutsche illustr. Z.“ 87.
5. Die Rechtsconsultation. Advocat mit zwei Clienten. 17. Jahrh. 1837 gemalt. – Sachse’s KA. 37; Braunschw. KA. 38.
6. Die Toilette. (1837). Ein Bild: Ländliche Schöne mit dem Spiegel in der Linken, ihr Haar ordnend. Bez. mit Namen u. 1838. Kam aus der Samml. Thiem in die Samml. Alexi, welche am 5. Mai 92 durch Lepke in Berlin versteigert wurde.
7. Der Familienrat. (1837–38). E: Staatsminister Dr. Friedenthal, Berlin.
8.* Der Gerichtstag. Ein Mann erhebt an der Leiche seiner Gattin die Anklage gegen die vorgeführten beiden Mörder. Bez: Adolph Menzel 1839. E: Th. v. Schneider, Berlin. Lepke’s Berl. KA. 39. Eine „Gerichtsscene“ befand sich in der v. Liebermann’schen Samml., welche im Dec. 76 in Berl. versteigert wurde.
9. Die Störung zweier Freundinnen am Klavier durch ein lästiges Besucherpaar. (1846).
10.* Der Palaisgarten des Prinzen Albrecht in Berlin. Bez: Ad. Menzel 1846. E: Banquier H. Frenkel, Berlin. – Berl. Jub.-A. 86. Das Bild „Blick in den Garten des Prinzen Albrecht“ hat Bernh. Mannfeld 1883 radirt.
11.* Predigt in der Klosterkirche zu Berlin. Blick aus dem Hauptschiff in das gotisch gewölbte Seitenschiff. Bez: Menzel 1847. h. 0,63, br. 0,53. Früher im Besitz der Frau Elisabeth Milner zu Gross-Lichterfelde, seit 1892 in der Gal. Dresden.
12.* Gustav Adolf empfängt seine nach Deutschland ihm gefolgte Gemahlin im Winterquartier vor dem Schlosse zu Hanau. Bez: Menzel 1847. E: Frau E. Milner zu Gross-Lichterfelde.
13. Carton, braun in braun: Herzogin Sophie von Brabant mit ihrem Söhnchen Heinrich dem Kinde, dem Erben der hessischen Herrschaft, 1247 in Marburg festlichen Einzug haltend. Bez: Adolph Menzel Februar 1848. – Berl. ak. KA. 48; Dresd. ak. KA. 48; Berl. Jub.-A. 86. Der vom Casseler KV. aus Anlass der 1847 ein treffenden Jubelfeier des hessischen Fürstenhauses bestellte, im selben Jahr gezeichnete Carton wurde vom Künstler zurückgefordert u. befindet sich im Atelier desselben.[WS 1] Befindet sich jetzt in der Galerie Henneberg in Zürich, welche auch „Die Bestattung der Märzgefallenen“, „Friedrich d Gr. in Lissa“ (nach der ursprüngl. Illustr. zur Gesch. Fr. d. Gr. als Oelgem. ausgeführt u bez. 1858) u. seit 1896 auch die „Piazza d’Erbe in Verona“, im Ganzen 27 Werke Menzel’s besitzen soll. („Kunst f. Alle“ vom 1. Aug. 1896.)
14.* Die Bittschrift. (Der Spazierritt). Friedrich II. auf seinem Schimmel in Begleitung von zwei Reitern von einem Ausritt zurückkehrend, wird am Saum eines Waldes von einem bäuerlichen Ehepaar erwartet, das eine Bittschrift überreichen will. Bez: A. Menzel 1849. E: Frau Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz, Dresden. – Dresden, Sächs. KV., Anfang 87.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung siehe Berichtigungen: S. 16 b, Z. 10 v. u., beizufügen: Befindet sich jetzt in der Galerie Henneberg in Zürich, welche auch „Die Bestattung der Märzgefallenen“, „Friedrich d Gr. in Lissa“ (nach der ursprüngl. Illustr. zur Gesch. Fr. d. Gr. als Oelgem. ausgeführt u bez. 1858) u. seit 1896 auch die „Piazza d’Erbe in Verona“, im Ganzen 27 Werke Menzel’s besitzen soll. („Kunst f. Alle“ vom 1. Aug. 1896.)
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/21&oldid=- (Version vom 2.4.2024)