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Robert, Louis Leopold, schweiz. Genremaler, geb. zu La Chaux-de-Fonds im Canton Neufchâtel am 19. Mai 1794, gest. zu Venedig am 20. März 1835, war seinem aus Neufschâtel gebürtigen Landsmann, dem Kupferstecher Charles Girardet, 1810 nach Paris gefolgt. Hier trat er 1811 in’s Atelier David’s, in welchem er sich im Zeichnen u. Malen ausbildete, durch die im J. 1815 erfolgte Abtretung Neuenburg’s an Preussen aber des (nur den franz. Staatsbürgern gewährten) römischen Stipendiums verlustig ging. Missmutig kehrte er im Sept. 1816 in die Heimat zurück, wo er seinen Unterhalt durch Portraitmalen erwarb. Mit Unterstützung eines Kunstfreundes, Roulet de Mezerac, konnte er im Frühjahr 1818 die ersehnte Reise nach Italien antreten u. im Juni begrüsste er Rom. Wenn ihn hier anfangs die Betrachtung der vielen Kunstwerke fesselte, so nahm das Volksleben Italien’s seine Teilnahme bald in noch höherm Masse in Anspruch. Er wurde nicht müde in Beobachtung u. Studium desselben u. die ideale Darstellung des italienischen Volkes galt ihm fortan als Lebensaufgabe. Seine Niederlassung in Rom folgte 1822 die Einladung an seinen jüngern Bruder Aurèle, der, durch herzlichste Liebe mit ihm verbunden, Wohnung und Atelier mit ihm teilte u. der brüderlichen Anleitung genoss. Von den seit 1818 entstandenen Gemälden Leopold’s waren die meisten in Privatbesitz übergegangen; auf der Pariser Ausstellung 1824 aber erneute er sich auch der Anerkennung des franz. Staates, der ihm den ersten Preis zuerkannte. Seitdem wuchs sein Ruf von Jahr zu Jahr. 1831 besuchte er Paris u. die schweizer Heimat, lebte mehrere Monate in Florenz u. zog 1832 nach Venedig, wo er 1835, erst 41 Jahre alt, freiwillig seinem Leben ein Ziel setzte.

Die Zahl der Werke Leopold Robert’s, deren mehrere er wiederholt hat, belief sich, einem seiner Briefe vom 1. Oct 1830 nach, auf 130 bis 150 Bilder. Sie wird sich seitdem um kaum ein Dutzend vergrössert haben.

1. Portr. Leopold Robert’s. E: Mad. Huguenin-Robert, in La Chaux-de-Fonds. 1817.
2. Hofraum in Rom mit einem Pilger, der Kindern Reliquien zum Küssen reicht. 1818. E: H. Fischer, Altammann in Bern.
3. Unterirdische Kirche von San Martino dei Monti in Rom. 1818. E: Graf Affry, Freiburg in der Schweiz.
4. Procession von Mönchen in der Kirche SS. Cosma e Damiano. 1819. E: de Beauvoir, Paris.
5. Klosterhof bei Maria in Araceli, Rom. 1819. E: Familie Robert.
6. Sacristei von San Giovanni in Laterano, Rom. 1819. E: Frl. Adele Robert, Schwester Leopold’s.
7. Kopf eines j. Mädchens aus Sonnino, Lebensgr. 1820. E: Lord Kinnaird, Schottland.
8. Ein alter Hirt u. seine Tochter, die neben einem Madonnenbilde eingeschlafen. 1820.
9. Räuber mit seiner Frau. 1820.
10. Frau aus Sonnino mit ihrem eingeschlafenen Kinde. 1820. E: König der Belgier.
11. Räuber mit seiner Familie in der Höhlung eines Kastanienbaumes, zur Verteidigung sich vorbereitend. 1820. E: Herzogin v. Berry. Venedig.
12. Alte Frau einem Mädchen aus Sonnino Glück prophezeiend. 1821. Vgl. Nr. 74.
13. Räuber in den Bergen von Terracina. 1821. E: Baron Foucquancourt.
14. Junge Nonne, die Segnung einer Aebtissin empfangend. 1821.
15. Portr. Lord Drummond’s u. zweier Freunde desselben. 1821. E: Lord Drummond, England.
16. Procession von Pilgern, Morgenlitaneien singend. 1821. E: Roulet de Mezerac, Neufchâtel. Ein Pilgerzug in der Campagna, auf schmalem Fusspfade talabwärts, im Hintergr. S. Marino, war auf der Züricher KA., Juli u. August 1821. h. 22″, br. 28″.
17. Sterbende Nonne. 1821. E: Roulet de Mezerac. Lith. von Brodmann. gr. fol. – Züricher KA., Juli u. August 1821. h. 22″, br. 28″.
18. Nonnen im Kloster durch einen Raubüberfall erschreckt. 1821. E: Lord Kinnaird, Schottland.
19. Derselbe Gegenstand in durchaus verschiedener Behandlung. (1823). E: Marschall Lauriston.
20. Ein Fischer mit Mandoline u. ein j. Mädchen von der Insel Procida. 1822. E: Graf Pourtales-Georgier, Paris.
21. Ein verwundeter Räuber. 1822. E: König der Belgier. Ein Bild befand sich auf der röm. KA. preussischer Künstler 1822, gelegentlich der Anwesenheit des Königs von Preussen in Rom.
22. Frau von der Insel Ischia, Scene der Verzweiflung. 1822. E: C. Coulon-Marval, Neufchâtel.
23. Kopf eines j. Mädchens von Procida. 1822. E: König v. Preussen.
24. Neapolitanischer Fischer als Improvisator. Lebensgr. 1822. Befand sich im Schlosse von Neuilly bis 1848, wo es beim Aufstande vernichtet wurde. Gest. von Z. Prevost imp. qu. fol.; kleinere Stiche von F. Joubert u. von Gautier. – Par. Salon 1884. Vgl. Nr. 42.
25. Frascataner beim Stelldichein. 1822. E: Ritter Bartholdy, Rom.
26. Mädchen von Räubern entführt. 1822. E: Baron Rothschild, Neapel.
27. Ein schlafender alter Hirt. Neben ihm sein Junge, der die Oboe bläst. 1822 in Rom ausgestellt. E: Graf Guriew, Russland.
28. Schlafender Räuber von seinem Weibe bewacht. Bez: L. Robert 1822. h. 0,48, br. 0,37. E: Nat.-Galerie Berlin, Wagener’sche Samml. Der Künstler soll das Bild 14 mal wiederholt haben. Gest. von Ed. Eichens als Vereinsblatt der Kunstfreunde in Preussen für 1850. fol. – Ausgestellt in Rom 1822; Dresd. ak. KA. 22.
29. Der schlafende Räuber, den sein Weib bewacht. Bez: Lld.. Robert Roma 1823. h. 0,47, br. 0,38. E: Städt Museum Leipzig, angek. vom KV. 1841. – Berl. ak. KA. 24; Leipz. KA. 41.
30. Ruhende Pilger in der röm. Campagna. E: Marschall Lauriston.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/454&oldid=- (Version vom 14.9.2023)