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Russ. Eine der frühesten Schöpfungen Schindler’s waren seine in Salzburg begonnenen Zeichnungen zum „Waldfräulein“ von Zedlitz, von denen er zunächst fünf als Kohlencartons vollendete u. ein Bild „Waldfräuleins Geburt“ als Oelgemälde ausführte, denen später 14 Compositionen in Bleistiftzeichnungen folgten. In Wien malte Schindler einige Gemälde aus der Umgebung der Stadt u. begab sich 1837 im Auftrage des Baron Leitenberger nach Dalmatien, wo seine Bilder aus Lacroma entstanden. Nach einer darauf folgenden Reise nach Holland arbeitete er wieder in Wien, wo er sich mit Makart befreundete, der ihm auch sein kleineres Atelier einräumte, bevor Schindler sein eigenes im Kunstpavillon des Praters beziehen konnte. Ende 1878 trat er in eine glückliche Ehe mit der jungen hamburger Sängerin Anna Bergen; materielle Sorgen, trotz angestrengter Arbeit, u. infolge derselben nervöse Störungen trübten aber das Glück eines Künstlers, dessen Grösse die Zeitgenossen erst nach seinem Hinscheiden zu würdigen begannen. Der Reichel’sche Künstlerpreis von 1500 fl., der ihm 1881 anerkannt wurde, genügte kaum zur Deckung der Schulden. Doch immer wieder raffte er sich empor zu einer erfolgreichen Lehrtätigkeit unter Schülern wie Olga Wisinger, Tina Blau, Marie v. Parmentier, Marie Egner u. Carl Moll, die mit Verehrung an dem Meister hingen.

Zur Wiederherstellung seiner Gesundheit verbrachte Schindler die nächsten Jahre (1882 bis 1884) zu Goisern im Salzkammergut u. 1885 begann er auf einem erpachteten unbewohnten Schlosse zwischen Neulengbach u. Tuln im Wienerwalde ein neues anstrengenderes Schaffen, das, an künstlerischen Erfolgen reich, auch äusserer Erfolge nicht entbehrte, so dass er 1887 mit seiner Familie den Süden besuchen u. einen siebenmonatlichen Aufenthalt in Dalmatien nehmen konnte. Die Schönheit der dortigen Natur erweckte in ihm die Idee eines Bildercyclus, der unter dem Titel „Der verbannte Mönch“ um diesen, als Mittelpunkt, den Zauber südlicher Naturerscheinungen schildern sollte. Wenn aus dem Cyclus auch nur das eine grosse Bild „Pax“ vollendet wurde, die Stätte endlicher Ruhe nach ruheloser Pilgerfahrt, so beklagen wir tief, dass es bei dem einzigen geblieben. 1890 zog Schindler mit den Seinen an den Mondsee im Salzkammergut; aber auszuruhen, wie er gewollt, vermochte er nicht, u. wenn er auch nicht malte, so drängte ihn sein rastloser Geist zur Dichtung, zu einer dramatischen Dichtung „Anna“, welche den wichtigsten Lebensfragen galt. Er wollte sie in Sylt bearbeiten u. vollenden.

Das Frühjahr 1892 verbrachte er in seinem lieben Plankenberg u. schrieb hier Berichte über die Jahres-Ausstellung im Wiener Künstlerhause, in denen er auch über seine eigenen Leistungen (16 Bilder) zu Gericht sass. Dazwischen änderte er wieder am „Pax“, malte ein zweites Bild „Die Landstrasse“ u. die Bilder „Nach dem Gewitter“ u. einen Bach mit Mühle, die „Mühle bei Plankenberg“, das letzte seiner Werke.

Emil Schindler war Ehrenmitgl. der Akademien zu Wien u. zu München. Erzh. Carl Ludwig-Med. 78; Med. u. Münch. 83; Kl. gold. Med. Berlin 86, grosse Berlin 91; Silb. Staatsmed. Wien 88; Gold. Staatsmed. 91; Med. I. Münch. 92. Im October 1895 wurde ihm im Wiener Stadtpark ein Marmordenkmal (sitzende Figur) gesetzt.

Eine den Menschen u. Künstler würdigende Schrift „Jacob Emil Schindler von A. Spier“ befindet sich in „Kunst unserer Zeit“ IV. Jahrg., Lief. 7. (1893). Sie enthält, nächst dem Portrait des Meisters, 14 Nachbildungen seiner Werke. Eine Ausstellung von 16 Bildern fand im Frühjahr 1892 im Künstlerhause statt. Die Versteigerung seines 250 Oelgemälde, Oelstudien u. Skizzen wie auch 77 Nrn. Aquarelle u. Zeichnungen umfassenden Nachlasses erfolgte im Wiener Künstlerhause am 5. bis 7. Dec. 1892.

Oelgemälde.

1. Waldfräuleins Geburt. Aus einem Cyclus von 21 Zeichnungen zu Zedlitz „Waldfräulein“. Bez: Schindler, h. 0,95, br. 1,19. E: Akad. Gal. Wien, angek. 1868. – Wiener 3. allg. d. KA. 68.
2. Bauernhof aus Perchtoldsdorf. – Wiener int. KA. 69. Eine „Landschaft mit Bauernhaus“, h. 0,24, br. 0,33, befand sich in der Samml. des Altgrafen zu Salm-Reifferscheid, versteigert München, 11. Sept. 88.
3. Landungsplatz am Chiemsee. – Wiener int. KA. 69.
4. Partie im Prater. – Wiener int. KA. 70; Berl. ak. KA. 70; Dresd. ak. KA. 70.
5. Alpe in Steiermark. – Dresd. ak. KA. 70; Berl. ak. KA. 70.
6. Motiv aus dem Prater bei Wien. – Wiener JA. 71. Ein Bild „Aus dem Prater in Wien“, h. 0,53, br. 0,58, befand sich in der Samml. des Altgrafen zu Salm-Reifferscheid, in Prag, versteigert zu München, 11. Sept 88.
7. Am Landungsplatz im Prater. (November-Mittag). E: Sarg in Wien.
8. Bei den Kaisermühlen im Prater. – Münch. int. JA. 93.
9. Abend im Prater. E: Dr. Jos. Scholz, Wien.
7–9 Wiener JA. 72.
10. Badende Buben. E: Schwan, Wien.
11. Holzschläger. E: Altgraf zu Salm, Wien.
12. 13. Im Kaiserwasser; Praterpartie. E: Heidl, Wien.
14. Am Landungsplatz im Prater. E: Heidl, Wien.
10–14 Wiener WA. 73.
15. Kuhweide in Elend a. d. Donau. E: Friedr. Schwarz.
16. 17. Kuhweide an der Fischa; Prater (Abend).
18. Herbstlandschaft an der Fischa.
19. Gewitterlandschaft, Motiv aus Croatisch-Haslau a. d. Donau.
15–19 Wiener JA. 75.
20. Motiv aus Lacroma. Schloss mit Aussicht auf’s Meer, im Vordergr. Piniengruppe. E: v. Leitenberger. Rad. von J. Klaus in „Zeitschr. f. bild. K.“ 1880.
21. Aus der Judenstadt in Amsterdam. – Berl. ak. KA. 76.
22. Aulandschaft aus Niederösterreich.
23. 24. Viehherde; Canal in Venedig.
25. Der grosse Burgwall in Amsterdam.
20–25 Wiener JA. 76.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 554. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/559&oldid=- (Version vom 31.10.2023)