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Schnitzler, J. Michael, Theaterdecorations- u. Geflügelmaler, geb. zu Neuburg an der Kammel in Bayern 1785, gest. zu München 1862, kam nach einer mühevollen Jugend nach Augsburg, wo er unter Leitung eines Malers die ersten Versuche im Oelmalen machte, dort aber, wie auch später in Stuttgart u. Ulm, meist als Decorationsmaler sein Leben fristete. Mit seiner Ankunft in München 1808 gestalteten sich die Verhältnisse zwar günstiger, indem er Abendstunden dem Besuch der Akademie widmen durfte; dennoch nahmen ihm überwiesene Bühnenmalereien an den Hoftheatern seine Zeit so sehr in Anspruch, dass seine Tierbilder u. Stillleben nicht häufig vorkommen. Er war Bayr. Hoftheatermaler. Einer neueren Angabe nach soll er zu Neustadt (Oberpfalz) am 24. Sept. 1782 geboren, zu München am 1. Oct 1861 gestorben sein.

I. Oelgemälde.

1. Rebhühner. Vier tote Rebhühner auf einem Tisch, daneben ein Kessel u. anderes Küchengerät. 1826 gemalt. Bez: J. M. Schnitzler. h. 0,37, br. 0,51. Aus der Galerie des Bayr. Generals v. Heydeck. E: Berl. Nat.-Galerie, Wagener’sche Sammlung.
2. 3. Zwei Nusshäher, Naturgrösse; Zwei Grünspechte, Naturgrösse. Beide Bilder auf Holz. h. 18¾″, br. 13¾″. E: Galerie Leuchtenberg, früher in München, seit 1853 in Petersburg.
4. Ausländische Vögel aus der vorm. k. Menagerie zu Nymphenburg. h. 3,56, br. 2,86. E: Galerie zu Schleissheim.
5. Ein Habicht erwürgt eine Taube. Bez. 1860. Auf Holz. h. 0,70, br. 0,58.
6. Totes Federwild. Auf Holz. h. 0,38, br. 0,44.
7. Totes Geflügel. Auf Holz. h. 0,54, br. 0,45.
8. Totes Federwild auf einem Marmortisch. h. 0,50, br. 0,45.
5–8 E: Neue Pin. München.

II. Zeichnungen.

1. Ein Affe mit drei Katzen am Tisch sitzend beim Champagner. Mit der Ueberschrift : Glückliches neues Jahr 1840. Aquarellirte Federz. qu. 4.
2. Ein toter Nusshäher an einem Fuss hängend. Gouache, kl. fol.
1 u. 2 Samml. Maillinger, München.

Schnorr von Carolsfeld, Julius Veit Hans, Historienmaler, geb. zu Leipzig am 26. März 1794, gest. zu Dresden am 24. Mai 1872, empfing den ersten Unterricht von seinem Vater Veit Hans u. zog 1811 nach Wien, wo er die unter Füger’s Leitung stehende Akademie besuchte. Durch die auf derselben damals herrschende Richtung abgestossen, wandte er sich dem Studium Michelangelo’s, dann Dürer’s zu, deren Werke ihn durch ihre Erhabenheit u. Innigkeit fesselten u. zur Nacheiferung anregten. Am 5. November 1817 trat er von Wien aus seine Reise nach Italien an, verweilte einige Tage in Venedig u. vier Wochen bei Baron Rumohr in Florenz u. erreichte am 23. Januar 1818 Rom, wo er sich dem deutschen Künstlerkreise, namentlich Cornelius, Overbeck, den Brüdern Veit u. W. Schadow anschloss. Wohnung u. Atelier fand er auf dem Capitol im Palazzo Caffarelli, der Residenz Bunsen’s, dem Schnorr auch näher bekannt wurde. Die nächsten Jahre schon boten dem jungen Künstler die Gelegenheit zur Entfaltung seiner Kräfte, indem der Marchese Carlo Massimi, der drei Säle im Casino seiner Villa am Lateran mit Fresken zum Dante, Tasso u. Ariost schmücken wollte, für den Ariost Julius Schnorr wählte. Nach den erforderlichen Vorbereitungen begann das umfangreiche Werk erst zu Anfang des Jahres 1822 u. wurde 1827 vollendet. Noch vor Schluss desselben hatte Kronprinz Ludwig v. Bayern dem Meister neue grosse Aufgaben in Aussicht gestellt: die Nibelungenfresken im Erdgeschoss des Königsbaues zu München. Schnorr, zum Professor an der Akad. zu München ernannt, kehrte nach zehnjährigem Aufenthalt in Italien Ende 1827 in die Heimat zurück u. begann 1831 den Nibelungencyclus, welcher in zwölf Jahren beendigt sein sollte. Aber schon 1832 fand eine Unterbrechung der Arbeit durch einen neuen Auftrag statt: Zeichnungen aus den Hymnen des Homer zu Wandgemälden für ein Zimmer der Münch. Residenz. In den sieben Jahren 1835–42 entstanden, neben dem verzögerten Fortschreiten der Nibelungenfresken, die enkaustischen Gemälde aus der Geschichte Karl’s des Grossen, Barbarossa’s u. Rudolf’s v. Habsburg, welche drei Festsäle der Residenz füllen. Im September 1846 wurde Schnorr Professor an der Akademie u. Galeriedirector in Dresden, eine Stellung, die mit der Vollendung der Nibelungenfresken unvereinbar blieb, deren Fortsetzung aber, wenn auch von anderen Händen, doch nach des Meisten Entwürfen erfolgte. Ein Haupt- u. Lebenswerk Schnorr’s sind seine Zeichnungen zur Bibel, die er schon 1819 geplant u. in vierzig Jahren im Umfang von 240 Blättern 1862 vollendete. Ausser vielen anderen Zeichnungen schuf der Künstler die „Italienischen Landschaften“, die Entwürfe zu Glasgemälden der Paulskirche in London, die Portraits bedeutender Zeitgenossen u. den mit der Feder u. in Sepia ausgeführten Rollencyclus seines Sohnes Ludwig Schnorr von Carolsfeld. Erst 1871 legte Schnorr seine Aemter nieder. Er war Dr. theol. et phil., Mitglied der Dresdener (1844), der Münchener (1847), der Berliner (1855) u. vieler a. Akademien, Ritter des preuss. Ordens pour le mérite.

Den 100. Geburtstag des Meisters feierte das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt a. M. durch eine Ausstellung seiner Werke.

I. Oelgemälde.

1. Der Sechskampf auf der Insel Lipadusa (Drei Sarazenhelden, von Roland, Olivier u. Brandimarte überwunden). Ariost’s „Rasender Roland“, Cant. 41 u. 42. In Wien gemalt. Bez: mit Monogr. JS 1816. Die Composition, von der des Wandgemäldes abweichend, befand sich in der Samml. des Baron Speck-Sternburg (Lützschena bei Leipzig), der sie 1822 verkaufte. Später besass sie Consul Heymel in Loschwitz, dessen Samml. 1889 durch Lepke in Berlin versteigert wurde. – Berl. Schnorr-A. 78; Dresdner A. a. Privatbesitz 84. (Vgl. Zeichn. Nr. 7 u. 10).
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 603. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/608&oldid=- (Version vom 4.11.2023)