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5) St. Elisabeth stirbt in Marburg als Nonne.
6) St. Elisabeths Leiche wird feierlich in den Dom übertragen.
Das Leben der heil. Elisabeth, sechs Bleistiftzeichnungen, je 0,75 h., 0,40 br., waren im Besitz der Grossherzogin von S.-Weimar.
c) Die sieben Werke der Barmherzigkeit der heil. Elisabeth, in Medaillonform grau in grau gemalte Bilder, welche die Scenen aus dem Leben der Heiligen beginnen, unterbrechen u. schliessen den Cyclus. Entstanden im Sommer 1855. In Kupfer gestochen von Jul. Thäter. 1855. gr. 4. Leipzig, G. Wigand’s Verlag. Das Bild „Die Durstigen tränken“ bei Haack Nr. 85.
Für den zur Schlosskapelle führenden, 57 Fuss langen Corridor mit den Fresken aus dem Leben u. den Werken der heil. Elisabeth hatte Schwind anfangs einen langen Fries mit Darstellung des einen Wald passirenden Reisezuges der kleinen Elisabeth zur Wartburg beabsichtigt, dessen Original-Aquarell Frl. v. Eichel in Eisenach besass. Aug. Gaber hat ihn in Holzschnitt ausgeführt. München, Verlag von Fr. Bruckmann. gr. qu. fol.
d) Der Sängerkrieg auf der Wartburg, ein 9′ hohes, 18′ breites Bild, das der Künstler im grossen Sänger-Saale Ende Juni 1855 begann u. nach zwei Monaten angestrengter Arbeit vollendete. Der im Winter vorher gezeichnete Kohlen-Carton, Eigentum des Grossherzogs, befand sich auf der Dresdener Schwind-Ausstellung, Juni 71. Eine Skizze zum Sängerkrieg bes. Frau v. Schwind. Tuschzeichnungen zum Sängerkrieg hat das Dresdner Cabinet der Handzeicnnungen im April 1895 durch Ankauf erworben.
10. Fresken-Cyclus in der Pfarrkirche zu Reichenhall, einem uralten, durch die Bemühungen des Pfarrers Rienecker restaurirten romanischen Bau:
a) In der Chornische über dem Hauptaltare: die h. Dreieinigkeit mit den Schutzpatronen S. Georg mit dem Drachen, Nicolaus u. Corbinian, auf Goldgrund.
b) In der Nische des einen Seitenaltares: S. Johann v. Nepomuk, Sebastian u. Rupert (während im andern Seitenaltar ein älteres Muttergottesbild unberührt blieb.
c) Ueber den Pfeilern des Hauptschiffes in Medaillons auf Goldgrund: die 14 Stationen des heil Kreuzweges. Die Stationen je 4′ h., die Figur des Crucifixus etwa 7′ h. Schwind vollendete das Werk mit Hilfe seines Schülers Mossdorf binnen der zwei Jahre 1862 u. 1863.
Die 14 Stationen in Bleistift- u. Tuschzeichnungen, sowie die übrigen Skizzen u. Cartons bef. sich im Besitz der Frau v. Schwind u. des Justizrats Dr. Siebert, Schwind’s Schwiegersohnes, in Frankf. a. M.
11. Zwei Fresken-Cyclen im Neuen Wiener Opernhause:
a) in der offenen Halle (Loggia) Darstellungen aus Mozart’s „Zauberflöte“,
b) im Foyer Darstellungen nach anderen Componisten.
a) In der Loggia des Opernhauses, welche sich nach der Ringstrasse durch fünf Bogen öffnet, denen fünf zum Foyer führende Türen entsprechen, befindet sich in einer grossen Lünette an der Seitenwand links die Darstellung der mit ihren Damen dem Tamino erscheinenden Königin der Nacht, in der gegenüber stehenden Lünette rechts Tamino’s u. Pamina’s Empfang nach der Feuerprobe durch Sarastro mit dem Chor der Priester u. Jungfrauen. Die Lünetten über den fünf Türen zeigen die Prüfungen u. die endliche Vereinigung des Liebespaares u. die zwanzig Gewölbezwickel die Abenteuer Papageno’s. Die Medaillons in den Kreuzungen der Gewölberippen enthalten die allegorischen Darstellungen von Wasser u. Feuer, Ueberfluss u. Gleichmass, das mittlere aber illustrirt die Anekdote vom kleinen Mozart auf Maria Theresia’s Schos.
b) Im Foyer des Opernhauses, wo Schwind vorzugsweise seine Schüler beschäftigte, erblicken wir in 10 grösseren Lünetten und 4 kleineren halbrunden Räumen Scenen aus den Werken der Componisten Beethoven, Boieldieu, Cherubim, Dittersdorf, Gluck, Haydn, Marschner, Meyerbeer, Rossini, Schubert, Spohr, Spontini, Weber u. nochmals Mozart, wobei die Lünetten, um Raum für mehrere Darstellungen zu gewinnen, zuweilen in zwei oder drei Teile geschieden sind.
Neun Abbildungen der Fresken aus dem Wiener Opernhause befinden sich bei Haack Nr. 136–144. Ein Cyclus von 14 Photogr. mit Text von Hanslick erschien in der Verlagsanstalt für Kunst u. W. in München.
Ende 1863 hatte Schwind den Auftrag der Loggia u. des Foyers im Wiener Opernhause erhalten, 1867 war das Werk beendigt.
Eine Ausstellung der Cartons zu den im Wiener Opernhause ausgeführten Fresken fand im Wiener Künstlerhause im April 1871 u. Anfang 1884 statt Die Cartons zu den Bildern des Foyers besitzt das österr. Ministerium des Innern, die Cartons zu den Bildern der Loggia Frau v. Schwind. Die Aquarellskizzen zu beiden Cyclen die Letztere. Einen Carton zu einem grossen Lünettenbilde der Loggia mit einer Scene aus der „Zauberflöte“ hat die Berl. National-Galerie 1895 erworben. Zwei Aquarelle von Fresken des Opernhauses (Wiederholung der Skizzen) besitzen Frau Maria Bauernfeind u. Dr. Siebert in Frankf. a. M. 21 Kohlen-Cartons zur „Zauberflöte“ sind jetzt Eigentum des Städtischen Museums zu Wien.

II. Oelgemälde.

1. Selbstbildniss des 18jährigen Künstlers. 1822. Eichenholz. h. 0,255, br. 0,205. E: Prof. v. Schwind, Innsbruck. Abb. bei Haack Nr. 1. – Münch. Schwind-A. 96.
2. Der Brotschneider. Ein auf seiner Wanderung ausruhender Knappe verzehrt an eine Felswand gelehnt, sein Brot. 1823. E: Baron Mayerhofer v. Grünhübel.
3. Franz v. Schwind, die Zither spielend. Brustb., profil nach links. Auf der Rückseite bez: gemalt Anno 1825. h. 0,42, br. 0,34. E: Sections-Chef v. Wrba, Wien. Abb. bei Haack Nr. 9.
4. Käthchen von Heilbronn. (1826). h. 0,83, br. 0,63. E: Arn. Otto Meyer, Hamburg. Früher Besitz des Leg.-R. v. Schober, München.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 696. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/701&oldid=- (Version vom 3.12.2023)