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Tizian, Perugino, Palma Vecchio u. Holbein (die Dresd. Madonna des Bürgermeisters). Von Werken neuerer Meister folgende:

1. August Herzog zu Sachsen Gotha u. Altenburg, nach Grassi. gr. fol.
2. Friedrich August I. König von Sachsen, nach C. Chr. Vogel v. Vogelstein. fol.
3. Gellert, Chr. Fürchteg., nach Graff.
4. Girardet, Fr., reform. Pfarrer, nach Steinla’s Zeichnung. 8.
5. Herder, J. G. v., nach F. Rehberg. 4.
6. Joseph II., nach Kymli. 4.
7. Kreissig, F. L., Arzt, nach Grassi. gr. fol.
8. Lindenau, Bernh. v., Minister, nach Grassi. kl. fol.
9. Luise, Königin von Preussen.
10. Schiller, Fr. v., nach Frau L. Simanowitz. 4.
11. Speck-Sternburg, Max v., nach Amerling. 8.
12. Winkelmann, Joh., nach Ant. Maron. 4.

Steinle, Eduard Jacob von, Historienmaler, geb. zu Wien am 2. Juli 1810, gest. zu Frankfurt a. M. am 18. Sept. 1886, erhielt den ersten Zeichenunterricht auf der Wiener Akad. durch Professor Kininger, darauf den ersten Malunterricht als Sechzehnjähriger im Atelier des soeben aus Rom zurückgekehrten Leopold Kupelwieser, unter dessen Leitung der Jüngling sich so erfolgreich entwickelte, dass er bereits im September 1828 selbst die Romfahrt antreten konnte. Hier schloss er sich den Vorkämpfern der neudeutschen Richtung, namentlich Ph. Veit, Führich u. Overbeck aufs Innigste an, deren Letzterer ihm schon nach kurzer Bekanntschaft die Ausführung von zwei Wandgemälden in Santa Trinita de’ Monti anvertraute. 1834 kehrte Steinle nach Wien zurück, blieb hier jedoch nur bis zum J. 1837, wo die Aussicht auf ein bedeutenderes Kunstschaffen, als die österreichische Hauptstadt damals bot, ihn nach Frankfurt rief. Die Freskenausmalung der Kapelle auf Schloss Rheineck im Kreise Ahrweiler am Rhein war der erste grosse Auftrag, durch welchen der Schlossherr, der damalige Bonner Professor v. Bethmann-Hollweg, den jungen Künstler ehrte. Steinle liess sicn nun in Frankfurt nieder, das ihm zur neuen Heimat wurde, u. entfaltete hier u. von hier aus eine reiche u. umfangreiche Tätigkeit, welche mit dem Fresco der „Engelchöre“ im Chor des Kölner Domes beginnend, die Concurrenzskizze für das Altarbild (Erwartung des Weltgerichtes) im beabsichtigten Berliner Dom, die Ausmalung der Aegidienkirche zu Münster, die Fresken im Wallraf-Richartz-Museum, die cyglische Darstellung des Dogma der unbefleckten Empfängniss in der Marienkirche zu Aachen, den Cyclus aus dem Leben der Maria in der fürstlich Löwenstein-Wertheim’schen Schlosskapelle zu Kleinheubach in Unterfranken u. die Ausmalung der Apsis im Strassburger Münster schuf. In Gemeinschaft Steinle’s mit Alexander Linnemann entstanden die Cartons zu den Fenstern des Frankfurter Doms u. der dortigen Marienkirche u. die Entwürfe für den Kaiserdom zu Frankf. a. M. Eines s , einer letzten grossen Werke ist die Ausmalung des neuen Frankf. Opernhauses. Die zahlreichen kleinern werden ihrer Entstehung nach, zum Teil wenigstens, genannt werden. Steinle, seit 1850 Prof. der Historienmalerei am Städel’schen Institut zu Frankfurt a. M., war Mitglied der Akademien von Antwerpen, Berlin (seit 1874), Brüssel, München u. Wien.

Die auf der 24. Sonder-Ausstellung der Berl. Nat.-Gal. März–April 1887 gewesenen Werke Steinle’s sind hier mit einem * bezeichnet.

I. Wandgemälde.

1. Madonna in der Kirche Trinità de Monti in Rom. Wandgemälde in Oelfarben (1830). Durch den Tod seines Vaters zu mehrmonatlicher Rückkehr nach Wien genötigt, übertrug Steinle die Vollendung der ihm in Rom zugedachten Fresken seinem Freunde Joseph Tanner, dem spätern Director der ständ. Kunstakad. in Prag.
2. Fresken der Schlosskapelle auf Burg Rheineck. (1838–1840).
3. Engelschöre. Fresken im Chor des Kölner Domes. 1843–1846. In den Bogenwinkeln unter der Arkadengalerie des Chores: Darstellung der heil. Männer, denen sich, nach der Tradition, die Mysterien des christlichen Himmels offenbaren.
4. Wandbilder im Hause des Dr. Carl v. Guaita, eines Neffen von Clemens Brentano. (1854). Sechs colorirte Cartons, einen Cyclus von drei Bildern zum „Rheinmärchen“ u. je ein Bild aus den „mehreren Wehmüllern“, dem „Fahrenden Schüler“ u. aus den „Romanzen vom Rosenkranz“ enthaltend. Die Bilder, welche im Clemens-Zimmer des Guaita’schen Hauses in die Wände eingelassen waren, gelangten nach dem Tode des Bestellers an seine Tochter Frau Maria v. Handel auf Schloss Almegg in Oberösterreich.
5. Fresken in der S. Aegidien-Kirche zu Münster. (1857 u. 1858). Hauptbild: „die h. Liturgie“, als Sockel: „der Mannaregen“; im Kreuzgewölbe des Chores: „die vorbildlichen Opfer“; an den Seitenwänden: „die zwölf Apostel“; am Triumphbogen: „die 14 Nothelfer u. das Lamm Gottes“; auf den Seitenaltären: „die h. Mutter Gottes“ u. „der h. Aegidius“; im Schiff der Kirche: „die Geschichte des h. Sacraments“, in welcher von Steinle gemalt sind: „Thomas von Aquino“, „die h. Julia von Falconieri“, „der h. Wenzel“ u. „die Messe des h. Gregorius“. Hinter dem Chor die Kapelle des Kreuzganges mit den 14 Stationsbildern. Die Cartons sind sämmtlich von Steinle entworfen u. gezeichnet, der die Seitenaltarbilder „die Mutter Gottes“ u. den „heil. Aegidius“ auch selbst malte, während die Maler Settegast, Mosler u. Welsch die Hauptwand, die Seitenwände u. den Triumphbogen ausführten. Ein Lichtdruckbild der „Mutter Gottes“ (Himmelskönigin) befindet sich in „Steinle’s Briefwechsel“. 6. Die Wandgemälde im Treppenhause des städt. Museums zu Köln. (1860–1863). Vier grosse farbige Bilder u. 10 grau in grau gemalte Sockelbilder.
7. Fresken-Cyclus in sieben Nischen der Marienkirche zu Aachen. (1865). Gegenstand: das Dogma der unbefleckten Gottesmutter Maria. Die siebente Nische ist die persönliche Verherrlichung der Maria, über deren Bilde die h. Dreifaltigkeit und um sie herum die Vorbilder aus dem alten Bunde dargestellt sind.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1898/1901, Seite 814. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Malerwerke_des_neunzehnten_Jahrhunderts_Zweiter_Band.pdf/819&oldid=- (Version vom 13.1.2024)