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konnte das Ebenmaß und die weibliche zierliche Linie dieser kräftigen Gestalt nicht beeinträchtigen.

Auch sie musterte mich mit kühlem Interesse. Dann sagte sie, und wieder hatte ihre angenehme Stimme eine schalkhafte Tönung:

„Ich bin Edith Gordon, Korrespondentin der Londoner Times … Zurzeit im Auftrage meines Blattes auf einer Andentour begriffen.“

Ich verbeugte mich.

„Und mich nennt man El Gento, Miß Gordon. Das muß Ihnen schon genügen. Immerhin könnte ich ergänzend hinzufügen: Abenteurer, Weltentramp, Naturvagabund, Kulturflüchtling, ansässig weiter im Süden an einer Bucht bei braunen Heiden, die nur dem Namen nach mal Christen wurden, – zurzeit hinter dem da her!“ Und ich zeigte auf Braanken. „Wo und wie trafen Sie mit ihm zusammen, Miß Gordon? Hat er auch Ihnen das Märchen aufgetischt, daß er blind sei?“ Mein Ton wurde energischer. Ich wollte die Sachlage schleunigst klären.

Die Miß deutete auf den moosbelegten Boden. „Setzen wir uns, El Gento. Die Höflichkeit „Miß“ und „Sie“ wollen wir uns schenken. Setzen Sie sich … Ich werde sofort den Spiritus erneuern, dann wird’s noch wärmer.“

Erst jetzt gewahrte ich auf einem flachen Stein einen Spirituskocher, dessen bläuliche Flamme den Aluminiumkessel nicht mehr ganz erreichte. Edith Gordon tat ein neues Stück Hartspiritus in den Brenner, und sofort leckten die Flämmchen höher, das Wasser im Kessel begann zu dampfen und der liebliche Geruch von Kaffee belehrte mich, daß es nicht lediglich Gletscherbachwasser war – von draußen, wo das eisige Flüßchen geheimnisvoll

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Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/113&oldid=- (Version vom 1.8.2018)