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lehnende Büchse zu holen. Ich werde Malm ebensowenig vergessen wie Coy Cala, den Araukaner. –

Coy lag neben mir im Steppengras auf der Hügelkuppe hinter den gelben Dornenblüten und den zähen bräunlichen Ranken. Unsere Pferde standen hinter uns in einer Bodensenkung. Coy hatte soeben den prächtigen Puma abgehäutet, die Fangzähne herausgebrochen und den Kadaver in eine tiefe Regenrinne geworfen. Dann war ich des einzelnen Mannes ansichtig geworden, der von den westlichen letzten Ausläufen der Anden her mit einem langen Stecken in der Hand sich über die von Gürteltieren aufgewühlte Sandebene tastete.

Tastete – – fühlte, genau wie ein Blinder.

Mein Fernglas bestätigte mir, daß der barhäuptige Europäer dort fraglos das Augenlicht verloren hatte.

„Mistre,“ sagte der braune Coy zu mir, „wie kommen Mann hier in Einsamkeit?!“

Meines Freundes Coy englische Sprachkenntnisse sind genau so eigenartig und mangelhaft wie seine religiösen Vorstellungen. Der Aufenthalt in einer der amerikanischen Missionsstationen hier am Rande des südlichen Südamerikas ist ihm schlecht bekommen.

„Der Mensch ist vollständig erschöpft,“ erklärte ich, nahm die Sniders-Büchse und erhob mich. „Gehen wir ihm entgegen, Coy … Du hast ganz recht: Was tut der Mann hier in der Südwestecke Patagoniens?!“

Coy Cala schritt neben mir, den Karabiner im rechten Arm.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)