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Der Fremde war in einem der zahllosen trockenen Flußtäler verschwunden.

„Mistre, können sein Harzsucher,“ meinte mein Freund nachdenklich. „Tragen Lederanzug wie wir, haben Pistole am Gurt, Messer und kleines Beil. Vielleicht Harzsucher von Dorf nördlich von Gallegos-Bucht.“

Wir hatten den Südrand des Flußbettes erreicht. Er fiel steil ab. Unten lagen Steine, Felsen. Ein Trupp kleiner Pampasstrauße jagte in wilder Flucht gen Osten, setzte dabei über alle Hindernisse mit Riesensprüngen hinweg und verschwand.

Unser Mann kniete am Boden neben einer lehmigen, von den Vögeln aufgerührten Regenpfütze und schöpfte den eklen Trank mit einem kleinen zerbeulten Aluminiumbecher. Wir beobachteten ihn. Die Entfernung betrug fünfzig Meter.

Der arme Kerl dort – bemitleidenswerter Anblick! Das blonde fahle Haar war lang und verwahrlost. Der Bart genau so, das Gesicht mager, tief gebräunt und rot gesprenkelt. Diese kleinen roten Beulen hatten gelbe Eiterköpfe. Bis zum Kinn, den Ohren, dem Haaransatz zeigten sich diese entsetzlichen Merkmale der in Südpatagonien zum Glück so seltenen Chapo-Ameisen.

„Chapo!!“ sagte Coy gleichmütig. „Mann sein blind von Chapo. Das kennen, Mistre … Chapo Aasfresser. Wenn Menschen beißen, geben Geschwüre.“

Ich schaute mich nach einer weniger abschüssigen Stelle um, und als ich ein paar Schritte zur Linken lehmharte Terrassen entdeckt, in denen der feine Glimmerstaub wie Goldkörnchen leuchtete,

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)