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findet man einen kräftigen gesunden Menschenschlag, was im Thal weniger der Fall ist. Leute die über 80 Jahre zählen, befinden sich in Spiegelberg 2, in Groß-Höchberg 2 und in Vorder-Büchelberg 1.

Haupterwerbsquellen sind in Spiegelberg und Roßstaig Gewerbe, Obst- und Wiesenbau, in Groß-Höchberg und Vorderbüchelberg Feldbau, Viehzucht, Holzerzeugnisse und Taglohnarbeiten. Die Baumwollenweberei ist in den erstgenannten Orten das Hauptgewerbe, auch der Hausirhandel mit Baumwollen-, Strick- und Häckelwaren ziemlich ausgedehnt; dann wird die Korsettenfabrikation und die Leineweberei für Sattlerzeug betrieben. Die Fabrikate setzen sie theils an auswärtige Fabrikanten ab, theils auf eigene Rechnung, durch Hausirhandel. In Groß-Höchberg und hauptsächlich in Vorder-Büchelberg werden, als Nebenbeschäftigung, viele Besen gebunden und es wird mit denselben, wie auch mit Holz, namhafter Handel nach Ludwigsburg, Heilbronn und Stuttgart getrieben. Eine Baumwollenspinnerei, Eigenthum des Kaufmanns Friedrich Würt, befindet sich in Spiegelberg, sie hat 2000 Spindeln, ist aber schon seit Eintritt der Krisis in der Baumwollenindustrie im Jahre 1862 nicht mehr in Betrieb gekommen. Dann befindet sich hier eine Korsettenweberei, früher mit 50 Arbeitern, gegenwärtig nur mit 10, ferner eine Kunstmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, welche die Wasserkraft der stillstehenden Spinnerei benutzt, und außerhalb des Ortes eine Mahlmühle (Kundenmühle) mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe. Schildwirthschaften bestehen in Spiegelberg 6, in Groß-Höchberg und in Vorder-Büchelberg je eine. In unmittelbarer Nähe von Spiegelberg liegt auf Neu-Lauterner Markung eine Bierbrauerei. Kaufläden bestehen in Spiegelberg 2, Kramläden ebensoviel, in Groß-Höchberg und in Vorder-Büchelberg je einer.

Ein Frachtfuhrmann fährt wöchentlich zweimal nach Heilbronn. Die Vermögensverhältnisse sind nicht eben günstig, bei der landbautreibenden Bevölkerung von Groß-Höchberg und von Vorder-Büchelberg besser, als bei den fast ausschließlich vom Gewerbebetrieb (vorzugsweise von Baumwollenweberei lebenden Bewohnern von Spiegelberg und Roßstaig. Bei den ersteren beträgt der Grundbesitz des vermöglichsten Bürgers 31 Morgen Feld und 40 Morgen Wald, des Mittelmanns 141/2 Morgen Feld, 10 Morgen Wald, der ärmeren Klasse 52/8 Morgen Feld, 4 Morgen Wald. In Spiegelberg und Roßstaig beträgt der Grundbesitz der bemittelten 5 Morgen, der ärmeren Klasse 3/4 Morgen Feld. Der Grundbesitz der Ortseinwohner auf angrenzenden Markungen ist ganz unbedeutend, bei Groß-Höchberg und Vorder-Büchelberg findet vielmehr das umgekehrte Verhältniß häufig statt. Gemeindeunterstützung erhalten in Spiegelberg und Roßstaig 12 Personen, in den Parzellen Niemand.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/306&oldid=- (Version vom 1.8.2018)