Seite:OABacknang.djvu/84

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
B. Kunst, Gewerbefleiß und Handel.
1) Fabrikations-Anstalten.

Anstalten, welche die Groß-Industrie repräsentiren, sind:

1) Die Wollspinnerei von Eugen Adolff in Backnang.

Dieses im Jahre 1832 gegründete Geschäft wird mit den neuesten Maschinen betrieben und hat gegenwärtig 25 Arbeiter und 1400 Spindeln. Zur Unterstützung der Wasserkraft der Weissach ist seit mehreren Jahren eine 12pferdige Dampfmaschine aufgestellt.

2) Die derzeit ruhende Baumwollgarnspinnerei des Kaufmanns F. Wüst in Spiegelberg, an dieselbe ist eine Kunstmühle angebaut, die gleichfalls von der Lauter getrieben wird.

Die Spinnerei beschäftigt, wenn sie im Gange ist, 70 Arbeiter und hat 2276 Spindeln.

Noch zu erwähnen ist die Schuhfabrikation von D. Stelzer in Backnang, der die bedeutendsten Messen Deutschlands besucht, ferner die Fabrikation von Fr. Sorg in Backnang für Kochherde, Mostpressen und landwirthschaftliche Maschinen, sodann die im erfreulichen Aufschwung begriffenen Stockfabriken von Schöllhammer in Backnang und Hassert daselbst, und die Strumpfstrickerei von A. Isenflamm, jun. in Backnang.

Die Leinwandweberei wird im ganzen Oberamtsbezirk mit 146 Webstühlen und 171 Arbeitern betrieben.

Als Nebenbeschäftigung wird dieselbe betrieben in 29 Ortschaften mit 597 Webstühlen und 581 Personen: am schwunghaftesten in den Gemeinden Groß-Aspach, Oberbrüden, Reichenberg und Murrhardt.

Die Baumwollweberei beschäftigt im Ganzen 250 Stühle und 300 Arbeiter, vorzugsweise in Spiegelberg und Jux. In diesen beiden Gemeinden und in Groß-Aspach sind noch Corsettwebereien im Gang mit zusammen 76 Stühlen und 74 Arbeitern.

Von der Eisen-Industrie ist nur das Hammerwerk von D. W. Wörner in Klingen anzuführen, das 6 bis 8 Arbeiter dauernd beschäftigt.

Die Hauptindustrie des Bezirks ist die Rothgerberei, welche in Backnang durch 102 Meister, 456 Gehilfen und 97 Lehrlinge vertreten ist. Außerdem sind in Sulzbach, Murrhardt und Unter-Weissach noch 12 Gerbereien im Betrieb.

Die Rothgerberei beschäftigt in Backnang 4 Lohmühlen mit 5 Gängen und 7 Hautwalken; in Sulzbach und Murrhardt je 1 Lohmühle. Der jährliche Umsatz der Gerberei in Backnang ist zu ca. 24.000 Ctr. Leder, gleich einem Geldwerth von 2.400.000 fl., berechnet.

Die Weißgerberei zählt nur noch 6 Meister und 1 Gehilfen und beschäftigt 1 Walke.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 084. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/84&oldid=- (Version vom 1.8.2018)