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Auf dem im Jahre 1838 auf der Anhöhe westlich vom Ort angelegten ummauerten Friedhof steht eine ansehnliche Kapelle.

Das stattliche zweistockige Pfarrhaus vom J. 1761 ist, wie die Kirche, von der Stiftung erbaut und von ihr zu unterhalten.

Das sehr ansehnliche dreistockige Schul- und Rathhaus, mit einem Thürmchen auf dem First, erbaut im Jahre 1844, enthält außer den Gelassen für den Gemeinderath zwei Lehrzimmer; die Wohnung des Schulmeisters befindet sich in einem besonderen, der Stiftung gehörenden Gebäude.

Es bestehen ein öffentliches Backhaus und zwei öffentliche Waschhäuser.

Der Ort ist mit gutem Trinkwasser hinlänglich versehen, das in bleiernen Röhren aus der oben am Ort liegenden Quelle hergeleitet wird und aus 4 neuerdings errichteten schönen gußeisernen Brunnen sich ergießt. Außerdem finden sich noch zwei Quellen im Lippachthal.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Dürbheim, Mahlstetten, Bubsheim und Königsheim.

Die Haupterwerbsquellen der körperlich kräftig gebauten Einwohner, von denen gegenwärtig 5 über 80 Jahre zählen, bestehen in Feldbau und Viehzucht; die Gewerbe sind nicht bedeutend; Maurer und Zimmerleute sind am stärksten vertreten. Einiger Getreidehandel findet statt. Drei Schildwirthschaften, darunter eine mit Bierbrauerei, und vier Kramläden sind im Ort.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren, der vermöglichste Bürger besitzt 90 Morgen, der Mittelmann 30, die ärmere Klasse 3 Morgen Feld; ungefähr 40 den hiesigen Bürgern gehörige Morgen Wald liegen außerhalb der Markung. Fünf Personen erhalten Armenunterstützung.

Die ausgedehnte Markung besteht meist aus regellos auftretenden, häufig nicht unbedeutenden Hügeln und wird von trockenen Thälchen und Rinnen, von denen das Lippachthal das bedeutendste ist, vielfältig durchzogen. Die namhaftesten Hügel, die überdies schöne Aussichten über das Plateau des Heubergs an die Schweizeralpen gestatten, erheben sich größtentheils in der nächsten Umgebung des Orts, wie der Galgenberg, Altenberg, Kochelsberg, Riedstein, Vohlstein etc. Der theils mittelfruchtbare, theils unergiebige Boden besteht meist aus einer wenig mächtigen, mit Jurakalktrümmern gemengten Ackerkrume, die bald von dem oft zu Tage tretenden weißen Jurakalk unterlagert wird; dieselbe

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)