Seite:OASpaichingen0309.jpg

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1/3 der Einwohner ist unbemittelt; gegenwärtig erhalten 6 Personen Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Die nicht große Markung ist, mit Ausnahme der Thalebene und einiger flach gegen dieselbe hinziehenden Bergausläufer, sehr bergig und wird von den tief und schroff eingeschnittenen Heuberg-Thälern der Beera und des Anhauserbachs durchzogen. Der übrige auf dem Plateau gelegene Theil der Markung ist mit ziemlich stark markirten Hügeln besetzt. Der meist aus den Zersetzungen des weißen Jura und etwas Lehm bestehende Boden ist in dem Thale fruchtbar, auf den Anhöhen aber nur mittelfruchtbar, theils unergiebig und mit einer Unzahl von Trümmern des weißen Jura, der den Boden in ganz geringer Tiefe unterlagert, gemengt. Das Klima ist wie überhaupt auf dem Heuberg rauh, windig, jedoch im Thale etwas milder, doch wollen auch hier feinere Gewächse, wie Bohnen, nur ausnahmsweise gedeihen. Frühlingsfröste kommen ziemlich häufig, dagegen Hagelschlag nur selten vor; seit dem Jahr 1863 hat der Hagel nicht mehr geschadet.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben mit Fleiß und zum Theil großer Mühe getrieben, indem die Güter häufig an den Bergabhängen oder oben auf dem Heuberg liegen, zu dem beschwerlich zu befahrende und begehende Steigen führen; überdieß können viele Güterbesitzer kein Zugvieh halten und sind deshalb genöthigt, manche Last von und zu den Feldern selbst zu tragen. Die Düngerstatten sind theilweise gut angelegt und außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln kommt noch Gips und Asche in Anwendung. Der Wendepflug ist noch allgemein im Gebrauch, auch sind einige eiserne Eggen vorhanden. Man baut Dinkel, Haber, Gerste, Linsen, Kartoffeln, dreiblättrigen Klee und Esparsette, ferner Hanf und Flachs für den eigenen Bedarf. Von den Getreidefrüchten werden nach außen verkauft, jedoch wird, um das örtliche Bedürfniß zu befriedigen, mehr zugekauft. Die Wiesen, von denen nur einige Morgen bewässert werden können, erzeugen größtentheils saures Futter, das überdieß für die Erhaltung des Viehstandes nicht zureicht, daher noch Futter von außen gekauft werden muß. Die Obstzucht ist ganz unbedeutend und auch im Abnehmen, weil das Obst nur selten geräth; eine Gemeindebaumschule ist vorhanden.

Die Gemeinde besitzt 360 Morgen gemischte Waldungen, von deren Ertrag jeder Bürger jährlich 3 Raummeter Gabholz

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0309.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)