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Königsheim,
Gemeinde III. Kl. mit 382 Einwohnern; Dorf, kath. Filial von Egesheim. 23/4 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der freundliche, meist aus kleinen, einstockigen, getünchten Häusern bestehende Ort liegt frei und nur von wenigen Bäumen umgeben auf der Hochebene des Heubergs und hart an seinem nördlichen Saum öffnet sich eine tiefe Schlucht gegen das im malerischen Beerathal gelegene Egesheim; von den umliegenden Höhen, namentlich vom Wachbühl aus, hat man bei hellem Wetter den Anblick der Schneegebirge.

Die so ziemlich inmitten des Orts stehende, der h. Agatha geweihte Kirche wurde im J. 1837 in schlichtem Rundbogenstil mit westlich stehendem Thurm, der unten eine kreuzgewölbte Vorhalle bildet, und mit halbrundem Chor von Werkmeister Hörrmann neu erbaut. Das im Schiff flachgedeckte Innere macht einen äußerst freundlichen Eindruck; es wurde im J. 1874 mit Fresken ausgemalt und mit drei schönen Altären aus dem Atelier von Meintel in Horb versehen. Der Hochaltar wie die Seitenaltäre, in romanisch-gothischem Stil aus Eichenholz mit reicher Vergoldung ausgeführt, ist mit Reliefs und Engelsfiguren geschmückt. Auf dem linken Seitenaltar steht eine liebliche Madonna (auch eine neue Holzskulptur) und auf dem rechten das sehr bemerkenswerthe 4′ hohe alte Holzbild der h. Agatha. Die Chorfenster prangen mit gemalten Scheiben (romanischen Pflanzenmustern) von Glasmaler Wilhelm in Stuttgart.

Auf dem mit vierseitigem Zeltdach bekrönten Thurm hängen zwei mit schönem gothischem Zackenfries umzogene Glocken aus den Jahren 1445 und 1446 und je mit der Umschrift in gothischen Minuskeln:

Heli . heli . lema . sabathoni . deus . meus . deus . meus . utquit . dereliquisti . me?

(s. auch die Glocken in Balgheim, S. 245).

Die Unterhaltung der Kirche, wie auch des im J. 1864 für den jeweiligen Vikar oder Kaplan erbauten freundlichen Pfarrhauses ruht auf der Stiftungspflege.

Der Friedhof wurde im J. 1858 außerhalb des Ortes verlegt. Das im J. 1830 erbaute Schulhaus, ein hübsches zweistockiges Gebäude, enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Zwei

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0333.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)