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gehalten. Heutzutage finden Gottesdienste allhier nur noch bei Beerdigungen und an Werktagen, welche vom Pfarrer bestimmt und verkündigt werden, sowie im Mai sog. Maiandachten statt.

c. Lippachmühle, mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang, liegt 1/8 Stunde nordöstlich vom Ort im Lippachthal.

An der sog. Lippacher Staig, in der Nähe des Felsecks, eines Buchwaldes, geht am Bergabhang ein Geist um, der immer Taback raucht, Feuer aus seiner Pfeife bläst, daß die Funken sprühen, und dabei schrecklich flucht. Geht Jemand mitternächtlicherweil diesen Weg, so packt ihn der Geist und wirft ihn den Grasabhang hinab, weshalb den Weg Jedermann scheut und meidet (s. Birlinger, Aus Schwaben, I. S. 207).

Die Lippachmühle, älteres enzbergisches Eigenthum, kam bei der obengenannten Einweisung der Gläubiger des Johann Friedrich von Enzberg mit dem Dorf Stetten (O.-A. Tuttlingen) in den Besitz mehrerer derselben (darunter des Klosters Zwiefalten); allein im J. 1668 erwarb die Wallfahrtskirche Mariahilf auf dem Welschenberg bei Mühlheim die betreffenden Kapitalforderungen und damit diese Nutznießung durch Kauf. Auf Grund davon, daß genannte Kirche durch den langen Genuß des Einkommens mehr als genügend für ihre Forderungen entschädigt sei, wurden die Nutznießungsobjekte von der enzbergischen Familie seit 1715 wieder angesprochen, allein erst in Folge eines Erkenntnisses des k. Landgerichts zu Wangen vom 15. Mai 1748 und dessen Bestätigung durch das Reichskammergericht zu Wetzlar am 12. Mai 1758 wurden dieselben am 30. April 1759 dieser Familie zurückgegeben, während sich Verhandlungen über die Rückgabe zu viel bezogener Einkünfte noch lange ohne Erfolg hinzogen. Seither ist die Mühle nebst den bei ihr befindlichen Gebäuden wieder ungestört in enzbergischem Besitz.

d. Lippach-Ölmühle, mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang, einem Ölgang und einer Hanfreibe, eine kurze Strecke oberhalb der Lippachmühle gelegen.

e. Mechanische Werkstätte, liegt etwas unterhalb der Lippachmühle im Lippachthal; daselbst werden landwirthschaftliche Maschinen, als Dresch- und Futterschneidmaschinen, Malzmühlen, Bierpumpen etc., verfertigt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0343.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)