Seite:OASpaichingen0345.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

neugothischen Altäre tragen sehr hübsche Holzfiguren, der Hochaltar Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, Petrus und Paulus. Kanzel samt Schalldeckel ist in reichstem Rococo gehalten. Zu Seiten des halbrunden Triumphbogens sind zwei aus der früheren (gothischen) Kirche stammende Schlußsteine, mit der h. Maria und h. Katharina, eingemauert. Die tüchtige Orgel wurde in Gmünd verfertigt. Der südlich am Chor stehende Thurm geht oben in’s Achteck über und endigt in ein Zeltdach. Auf der größten Glocke liest man in gothischen Minuskeln: O rex glorie criste veni cum pace. 1408, und die Namen der 4 Evangelisten; auf der zweitgrößten: Domine Chrieste a fulgure grandine et ab omni mala tempestate libera nos. 1753. Auf der drittgrößten ältesten steht in frühgothischen Majuskeln: sanctus. lucas. marcus. matheus. s. iohannes. o. rex. Die vierte Glocke wurde gegossen in Reutlingen von Christian Adam Kurtz Sohn. 1835. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

In dem am östlichen Ende des Ortes hochgelegenen ummauerten Friedhofe steht sodann die sehr alte, dem h. Peter und Paul geweihte Kirche, die Mutterkirche der jetzigen Pfarrkirche, nun als Friedhofkapelle benützt. Sie ist einschiffig und hat einen starken, mit dem Schiff gleich breiten Ostthurm, der mit seinem untersten Geschoß den Chor bildet. An der Ostseite des Thurmes zeigt sich noch eine romanische dreitheilige Bogenöffnung, in der jetzt drei geschnitzte Heiligenbilder, darunter zwei treffliche spätgothische, stehen, und an der Südseite des Schiffes sieht man ein ebenfalls romanisches Rundbogenfensterchen. Im Innern hat das Schiff eine flache Decke, der Chor ein hohes kraftvolles Rippenkreuzgewölbe, das in den vier Ecken auf achtseitigen Pfeilern ruht; der breitspitzbogige Triumphbogen hat noch das ursprüngliche, nach romanischer Art, schlicht abgeschrägte Kämpfergesimse.

Die hölzerne Decke des Schiffes befand sich früher in der Pfarrkirche und ist auf das prächtigste mit Blumen- und Fruchtstücken bemalt, – inmitten sieht man die Enthauptung der von Engeln umgebenen h. Katharina, samt der Unterschrift: Johann Ruedolf Mohr Mahler 1711. Die Stationenbilder an den Wänden sind in äußerst geschmackvolle vergoldete Rococorahmen gefaßt. Auch die Empore ist sehr reich bemalt.

Im Chor steht ein spätgothischer, noch ziemlich erhaltener Hochaltar. Auf seiner Predella sind Christus und die zwölf Apostel sehr schön auf Goldgrund gemalt, in dem mit Fialen,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0345.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)