Seite:OASpaichingen0347.jpg

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führt eine steinerne und eine hölzerne Brücke, über den Dellenbach und Mühlbach je eine hölzerne, überdieß sind noch zwei Feldbrücken über die Beera angelegt. Die Unterhaltung sämtlicher Brücken hat die Gemeinde.

Die körperlich kräftigen Einwohner, deren Erwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und etwas Gewerben bestehen, befinden sich in ziemlich guten Vermögensverhältnissen, indem die wohlhabendste Klasse 40–50 Morgen, die mittlere 15–30 Morgen und die am wenigsten bemittelte 2–8 Morgen Grundeigenthum besitzt. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 3 Personen. Die Gewerbe beschränken sich meist auf die gewöhnlichen Handwerker, von denen die Zeug- und Manchesterweber am stärksten vertreten sind und hauptsächlich nach Ebingen arbeiten. Überdieß bestehen 6 Mühlen mit 12 Mahlgängen, 6 Gerbgängen und 2 Hanfreiben, ferner 2 Sagmühlen, 4 Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei, 2 Kauf- und 4 Kramläden. Frachtfuhrleute fahren botenweise einer nach Spaichingen, der andere nach Ebingen.

Die sehr große Markung, von der übrigens ein namhafter Theil als Wald und Weide benützt wird, bildet einen Theil des unebenen, hügeligen Heubergs, der von dem Beerathal und dessen Seitenthälchen sehr tief und schroff durchfurcht wird. Der mittelfruchtbare, theilweise schwere, mit Lehm gemengte Boden besteht hauptsächlich aus den kalkreichen Zersetzungen des weißen Jura, der in unbedeutender Tiefe die Ackerkrume unterlagert und überdies in zahllosen Bruchstücken unter dieselbe vertheilt ist. In der Beera-Thalebene haben sich den Wiesenbau begünstigende Alluvionen abgelagert, die nur theilweise naß sind und alsdann ein weniger gutes Futter erzeugen. Etwa 3/4 Stunden südlich vom Ort ist im Plattenjurakalk ein Steinbruch angelegt, der gesuchte Platten liefert; sie werden zu Dachplatten, Besetzplatten etc. verwendet und auch nach außen vielfältig verkauft. Da sie den Sohlenhofer Lithographirsteinen sehr ähnlich sind, so wurden schon mehreremal Versuche gemacht, sie ebenfalls zum Lithographiren zu verwenden, jedoch ohne günstigen Erfolg. Auch ein Tuffsteinbruch befindet sich am Fuß des Stauffenbergs. Im Hardtheimer Wäldle und in der Roßhalde wurde auf Erz gegraben, aber wegen der geringen Ausbeute bald wieder aufgegeben. Erdfälle kommen ziemlich viele in den Trockenthälchen auf dem Heuberg und der Hardt, im Ofenthal, Rissenthal und in der Höll vor. Das Klima ist, wie überhaupt auf dem Heuberg, rauh und windig,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0347.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)