Seite:OASpaichingen0348.jpg

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im Thal dagegen etwas milder. Frühfröste, kalte Nebel und Hagelschlag schaden nicht selten.

Die Landwirthschaft wird den natürlichen Verhältnissen entsprechend mit vieler Mühe und Anstrengung betrieben, weil die Güter größtentheils auf dem Heuberg liegen, zu dem zwar in neuerer Zeit angelegte Steigen führen, aber immer noch erfordert die Ersteigung derselben und öfters auch die weite Entfernung der Güterstücke viel Zeit und Kraftaufwand. Die verbesserten Wendepflüge sind noch am meisten im Gebrauch, neben ihnen befinden sich auch einige Suppinger-Pflüge und drei Setzpflüge, eine eiserne Egge und ein paar Ackerwalzen im Ort. Zur Besserung des Bodens benützt man außer den in gut angelegten Düngerstetten gesammelten Düngungsmitteln noch den Pferch, Kompost und Asche. Man baut Dinkel, Haber, Gerste, Linsen, Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Esparsette, Futterwicken, Flachs und Hanf. Von den Getreidefrüchten wird noch ein Theil nach außen verkauft, aber etwa eben soviel wieder zugekauft. Die zahlreich vorhandenen Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, sind im Thal zweimähdig, auf den Höhen aber nur einmähdig; das größtentheils gute Futtererzeugniß wird im Ort verbraucht. Die Obstzucht ist ganz unbedeutend und liefert beinahe keinen Ertrag; eine der Gemeinde gehörige Baumschule, die ein Baumwart besorgt, besteht.

Aus den vorhandenen 2200 Morgen Gemeindewaldungen (vorherrschend Laubholz) werden jährlich 600 Klafter und das dazu gehörige Reisach geschlagen; hievon erhält jeder Ortsbürger 2 Raummeter Buchen- und 2 Raummeter Tannenholz, nebst dem dazu gehörigen Reisach. Der übrige Holzertrag wird zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 300 fl. verkauft. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde noch von einer ausgedehnten Weidefläche nebst der Brach- und Stoppelweide die Pachtsumme von 1200 fl. und aus der Pferchnutzung 1000 fl. Von den vorhandenen Allmanden wird jedem Ortsbürger ein Morgen zur Benützung unentgeltlich überlassen.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, die des Rindviehs aber gut; man hält einen gelben und scheckigen Landschlag (Albschlag) und hat zur Nachzucht 3 Farren von gleicher Race aufgestellt. Stellvieh, welches den Israeliten gehört, befindet sich nur wenig im Ort. Handel mit Vieh treiben einige Händler in mäßiger Ausdehnung. Schafzucht treibt nur ein Ortsbürger, der etwa 50 Stück hält, dagegen lassen fremde

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0348.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)