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Trinkwasser liefern hinreichend 4 laufende und 3 Schöpfbrunnen, überdieß fließt die Beera am südlichen Ende des Orts vorüber und nimmt hier den durch das Dorf der Länge nach fließenden Reichenbach, auch Thalbach genannt, auf. Über die beiden Gewässer gehen im Ort 5 steinerne und 3 hölzerne Brücken, außerhalb des Orts eine steinerne und eine hölzerne Brücke; die Unterhaltung sämtlicher Brücken hat die Gemeinde. Die Markung ist reich an guten Quellen, von denen die Brunnenwiesenquelle, der Weberbrunnen, der Bogenbrunnen und der Kaltenbrunnen die bedeutendsten sind. Auf dem oberen Bühl befindet sich eine periodisch fließende Quelle, der sog. Hungerbrunnen.

Die geordneten und sehr betriebsamen Einwohner finden ihre Erwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und hauptsächlich aber in dem Maurerhandwerk, indem die meisten jungen Leute – ledig und verheirathet – vom Frühjahr bis zum Spätherbst in der Schweiz und in Frankreich als Maurer arbeiten und dabei ziemlich Geld verdienen, während die weiblichen Personen das wenige Feld bebauen und nebenbei sich mit Sticken und Weben beschäftigen. Außer den allergewöhnlichsten Handwerken bestehen ferner eine Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe, eine Ölmühle in Verbindung mit einer Gipsmühle, eine Sägmühle, zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und endlich 3 Kramläden. Auf diese Weise sichern sich die sonst wenig bemittelten Einwohner ihr bescheidenes Auskommen und haben sich das Lob erworben, gute und pünktliche Zähler zu sein. Was das Grundeigenthum betrifft, so besitzt der vermöglichste Bürger 25 Morgen Feld und 3 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 10 Morgen Feld und die minder bemittelte Klasse 1/2–1 Morgen Feld.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl kleine und überdieß sehr bergige, von dem Beera-Thal und Reichenbach-Thal tief durchfurchte Markung hat nur im Thal einen fruchtbaren Alluvialboden, während der übrige Theil der Markung meist aus den steinreichen, nicht mächtigen Zersetzungen des weißen Jura besteht, die weniger fruchtbar und überdieß beschwerlich zu bebauen sind. Steinbrüche sind im weißen Jura mehrere angelegt, auch Lehm und Töpferthon wird gewonnen. Zur Zeit des Eisenwerkbetriebs in Harras wurde auf dem sog. Bühl und im Wald Tann Erz gegraben. Auf der sog. Barbele-Ebene, einem der höchsten Punkte des Heubergs, genießt man eine schöne, weit gehende Aussicht, namentlich an die Schweizeralpen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0370.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)