Seite:OASpaichingen0372.jpg

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Simmenthalerrace aufgestellt. Vieh, namentlich junges, wird ziemlich viel auf benachbarten Märkten abgesetzt.

Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 5–600 Stück Bastardschafe laufen. Die Schweinezucht (halbenglische Race) wird meist nur für den eigenen Bedarf betrieben. In der Forellen führenden Beera hat die Gemeinde das Fischrecht, dessen Ausübung sie um 3 fl. jährlich verpachtet.

Es besteht eine Heiligenstiftung mit 10.000 fl. und eine Armenstiftung mit 450 fl.; die Zinsen aus der ersteren werden zu Kult- und Baubedürfnissen an Kirche und Pfarrhaus, die aus der letzteren zur Unterstützung der Ortsarmen verwendet.

In dem Walde „Steighalde“ befindet sich ein Felsen mit einer 20′ hohen und 15′ breiten Öffnung, das Heidenthor genannt; in der Nähe desselben trägt ein zwischen dem Beera-Thal und dem Anhauser Thal vorgeschobener Berg den Namen „Oberburg“, was auf eine hier gestandene Burg schließen läßt (s. auch oben bei Egesheim). Nahe am Ort wird ein Wiesendistrikt „Schelmenwasen“ genannt.

Zu der Gemeinde gehört:

Holzwiesen (Martinsberg), 1/2 Stunde nordöstlich von dem Mutterort auf dem Heuberg gelegen; das erste Haus wurde im J. 1827 von Martin Anger aus Reichenbach auf seinen eigenen Holzwiesen gebaut. Eine Kapelle ist vorhanden und 3 Schöpfbrunnen liefern das Trinkwasser.

Der Ort, auch Rihinbach, Rihinbah geschrieben, kommt zuerst in Urkunden des Klosters St. Gallen vor. Gr. Berthold, ein Nachkomme der gegen das J. 750 gestürzten gottfriedischen Herzogsfamilie, welcher diesem Kloster an vielen Schwarzwaldorten und so auch in Reichenbach und Wehingen Besitzungen überlassen hatte, erhielt diese den 27. März 793 von genanntem Kloster zurück, und den 31. Okt. 843 schenkte ein gewisser Adalhart an die Kirche der h. Verena in Burc (heutzutage dem zollerischen Straßberg) im Scheergau sein Eigenthum in Alamannien mit Ausnahme der Huben zu Schörzingen und R. (Wirt. Urkb. 1, 44. 127, Wartmann 2, 7). Später wird auch zollerischer Besitz hier genannt: Gr. Friedrich von Z. genannt Mülli verlieh als Senior der Familie zwei Lehen derselben, nemlich den 20. Dez. 1403 den Hof allda, der Reichenbachs sel. gewesen, an Bentz den Pfullinger von Reichenbach als Träger des St. Niclaus allhier, und den 7. Apr. 1404 ein hiesiges Gütchen, das Hug von Richenbach sel.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0372.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)