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hiesigen Besitzes der Klause Egesheim ist schon oben (S. 315) gedacht worden.

In Folge des 30jährigen Krieges und der mit ihm besonders in den J. 1635 und 1651 verbundenen, beziehungsweise auf ihn folgenden Seuchen soll die zahlreiche Bürgerschaft auf 15 Kommunikanten herabgeschmolzen sein, weßhalb auch der Ort vorübergehend bis zum J. 1650 nach Wehingen eingepfarrt wurde. Noch den 16. Sept. 1821 erneuerte der hiesige Gemeinderath das in jenen Jahren wegen der Seuche gethane Gelübde, keinen Flucher ungestraft zu dulden, und ließ dasselbe durch den gemeinen Diener auf allen Gassen ausrufen (Pfarrchronik). – Mehrmals hatte Schörzingen Brandunglück durchzumachen: am Charsamstag 1727 brannten durch Unvorsichtigkeit 36 Häuser, die Pfarrscheuer, das Kaplaneihaus, die Kirche samt deren Glockenthurm bis auf das Stockgemäuer ab, die Glocken schmolzen, die Uhr verbrannte (den 14. Sept. 1733 wurden die Altäre neu geweiht), den 18. Juli 1835 zerstörte ein Brand 18 Häuser nebst dem Brauhaus und einer Scheuer, den 7. Aug. 1839 ein weiterer 9 Wohnhäuser (Würt. Jahrb. 1839 S. 52). Im J. 1758 wurden Schörzingen und Wellendingen wegen Bann und Waidgang verglichen.

Wenn es auch zweifelhaft erscheinen mag, ob der Berachtcozus presbyter, welcher die oben genannte Urkunde von 785 unterschrieb, gerade hier ein kirchliches Amt versah, so wird jedenfalls im J. 1275 einer hiesigen Pfarrei gedacht (s. oben S. 195). – Den 12. Dez. 1502 stifteten Kirchherr, Vogt und Gemeinde des Dorfes mit Einwilligung des Gr. Eitel Friedrich von Zollern als hohenbergischen Hauptmanns an St. Johannes Evang. Altar in der Pfarrkirche eine ewige Frühmeßpfründe, zu welcher die Stifter der Herrschaft zu präsentiren haben sollten. Auch nach der Hohenberger Erneuerung vom J. 1583 hatten zur Pfarrei die Herrschaft zu nominiren und zu präsentiren, zur Kaplanei die von Schörzingen (nach der J.-Tabelle von 1804 die Gemeinde und der Pfarrer) zu nominiren, die Herrschaft zu präsentiren. Heutzutage sind beide Pfründen königlichen Patronats (Regbl. von 1858 S. 37).

Das Pfarramt allhier wurde wiederholt von tüchtigen Männern bekleidet, welche sich auch weiterhin Verdienst erworben haben, so z. B. am Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts von Michael Reebholz, einem großen Freunde und Verehrer der Jesuiten, der sich um die Errichtung des Rottweiler

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0380.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)