Seite:OberamtTuttlingen0039.jpg

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Wir wandern weiter thalaufwärts an dem freundlich gelegenen Stetten vorüber zu dem ansehnlichen Dorfe Nendingen, das an dem Vereinigungspunkt des Rottweiler-Thals mit dem Donau-Thal angenehm hingebaut ist und einen Blick in das felsenreiche Ursen-Thal gestattet.

Bald oberhalb Nendingen tritt ein steiler Bergvorsprung auf dem noch die schwachen Reste der Wasserburg aus dunklem Wald hervorlugen, in das Donau-Thal keck hervor und zugleich beschreibt am Fuß desselben die Donau einen scharf in die Thalebene hinausragenden Bogen.

Nachdem man diesen Bergvorsprung umgangen hat, erreichen wir am westlichen Fuß desselben das Hammerwerk Ludwigsthal und von hier wird auch das nahe gelegene, regelmäßig erbaute Tuttlingen sichtbar, an dessen Südseite der freistehende Honberg mit den ansehnlichen Ruinen der Honburg sich malerisch erhebt, während an der Westseite der Stadt das freundliche, von Mühlwerken belebte Elta-Thal in das Donau-Thal hereinzieht und die Schönheit der Lage der von hohen Bergen umgebenen Stadt noch wesentlich erhöht.

Von Tuttlingen gehen wir auf das rechts der Donau sich erhebende, waldreiche Gebirge, die Eck genannt; so lange der Weg über Ackerland führt, hat man schöne Einblicke über die Oberamtsstadt hinweg in die Thäler der Donau und der Elta, bis der üppige Wald uns aufnimmt. Auf der Höhe des Gebirgs und zugleich am Ende des Waldes angekommen, öffnet sich in der Nähe von Neuhausen ob Eck eine prachtvolle, weit reichende Aussicht an die Tiroler- und Schweizeralpen und in das Hegau, aus dem die Spitzen seiner Kegelberge hervorragen, auch das Schloß Heiligenberg etc. ist noch sichtbar.

Von hier pilgern wir auf der Höhe des Gebirgs hinüber auf den Witthoh, der zwar nicht mehr in unserem Bezirk, doch ganz nahe an seiner südlichsten Grenze liegt und hier erschließt sich nun ein Panorama, das zu den schönsten weit und breit gezählt werden darf. Das Auge schweift über herrliche, mit lichtgrünen Wiesenthälchen durchzogene Waldungen hinweg bis an den Bodensee, von dem sich besonders die beiden Unterseen so wunderbar schön in die Landschaft hereindrängen; hinter ihnen das obstbaumreiche Schweizervorland des Thurgau, über dem die schneebedeckten Alpen in ihrer ganzen Majestät sich erheben. Man sieht von den Vorarlberger Alpen vorbei an den großen Gestalten des Sentis, Glärnisch und Tödi bis tief in’s Berneroberland

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)